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Radio im Jahr 1945 Radio Munich – Der Krieg ist aus

Der 8. Mai 1945: "Deutschland hat sich bedingungslos allen Alliierten ergeben", verkündet Radio Luxemburg. Der Zweite Weltkrieg ist vorbei. Nazi-Terror, Tod und Zerstörung sind Vergangenheit. Wie aber findet ein traumatisiertes Land zu einer neuen Normalität? Wie wird ein mit braunem Ungeist geimpftes Volk eine Gemeinschaft überzeugter Demokraten?

Amerikanischer Besatzungssoldat vor dem Senderturm Ismaning. Nach dem Kriegsende 1945 besetzte die amerikanische Militärregierung den Sender Ismaning und sendete am 12. Mai 1945 von hier aus die erste Sendung von „Radio Munich“. | Bildquelle: BR / Historisches Archiv

Bildquelle: BR / Historisches Archiv

Der englische Begriff "Re-Education" wird zum Schlagwort für das, was die westlichen Siegermächte als Gebot der Stunde Null betrachten: Die Erziehung der Deutschen zu freiheitlich-liberalen Werten. Das Radio ist das ideale Medium dafür. Und so geht der Siegeszug der Alliierten nahtlos einher mit einer Neuausrichtung der deutschen Hörfunklandschaft.

Serie "100 Jahre Radio" auf BR-KLASSIK

BR-KLASSIK feiert "100 Jahre Radio" - mit einer Serie in fünf Teilen von Markus Vanhoefer. Hier gibt's alle Folgen zum Lesen und Anhören.

Erstes deutsches Nachkriegsradio in Hamburg

Den Anfang machen die Briten am 4. Mai 1945 in Hamburg. In München, das in der amerikanischen Besatzungszone liegt, beginnt die Geschichte des Nachkriegsradios am 12. Mai in einem Notstudio in Ismaning. Am 31. Mai wird das alte Funkhaus, der bombenbeschädigte Riemerschmid Bau am Hauptbahnhof, wieder in Betrieb genommen:

This is Radio Munich. Hier ist Radio München, ein Sender der Militärregierung. Wir senden auf Wellenlänge 405 Meter, 740 Kilohertz.

Medialer Wiederaufbau

Ilse Weitsch mit Marianne Feuersenger (rechts) im Büro, 1950er Jahre | Bildquelle: BR / Historisches Archiv Mitarbeiterinnen der ersten Stunde im Frauenfunk: Ilse Weitsch und Marianne Feuersenger | Bildquelle: BR / Historisches Archiv Der Stab hinter dem medialen "Wiederaufbau" besteht in München aus etwa 70 Mitarbeitern, 30 Deutschen und 40 Amerikanern. Leiter ist der 29-jährige Field Horine, ein studierter Germanist mit Radioerfahrung bei CBS. Die Entscheidung über Personal und Programminhalte fällen amerikanische "Radio Control Officers". Jedes Manuskript genehmigen sie vor der Ausstrahlung mit einem Ok-Stempel. Gleichgültig ob Frauenfunk, die "Weltpolitische Umschau" oder die Moderation des populären Wunschkonzertes.

Geburtsstunde der "musica viva"

Gerade musikalisch zeigt sich im Münchner Funkhaus ein neuer Geist. Zum Beispiel mit amerikanischem Jazz oder der Konzertreihe "musica viva", die Werke zeitgenössischer, während des Dritten Reichs meist verfemter Komponisten präsentiert.    

Aus "Radio Munich" wird "Radio München"

Hans Ehard | Bildquelle: picture-alliance/dpa Der bayerische Ministerpräsident Hans Ehard | Bildquelle: picture-alliance/dpa Die Ära von "Radio Munich" endet am 25. Januar 1949. Die Amerikaner übergeben "Radio München" in deutsche Hände: "Aus der Verantwortung der Militärregierung entlassen und auf eigene Füße gestellt, wird der Bayerische Rundfunk sich um den Gebrauch seiner neuen Freiheit bewähren müssen", sagt der bayerische Ministerpräsident Hans Ehard während des Festaktes. Grundlage des neuen Senders ist das im Herbst 1948 in Kraft getretene Rundfunkgesetz. Es regelt die Struktur und Kontrollmechanismen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks, wie er bis heute als unverzichtbare Instanz einer demokratischen Gesellschaft besteht. 

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