BR-KLASSIK

Inhalt

Radio im Jahr 1937 Gleichschaltung und Braunfrack-Orchester

1937 hat sich das Dritte Reich seit vier Jahren mit aller Brutalität installiert. Der Rundfunk sei das "allerwichtigste Massenbeeinflussungsinstrument", hatte Minister Goebbels im Zuge der Machtergreifung erklärt. Seitdem haben die Nationalsozialisten das Medium Rundfunk konsequent auf diktatorischen Kurs gebracht. Auch was klassische Musik betrifft.

Joseph Goebbels, Reichsminister fuer Volksaufklaerung und Propaganda, bei der Eröffnung der 14. Deutschen Rundfunkausstellung | Bildquelle: picture-alliance/dpa

Bildquelle: picture-alliance/dpa

Werke jüdischer Komponisten wurden aus Radio-Programmen entfernt, jüdische und politisch oppositionelle Mitglieder von Rundfunkorchestern- und Rundfunk-Chören mussten gehen. Jetzt gibt es statt Mendelssohn-Bartholdys "Sommernachtstraum" dräuende Parsival-Glocken als Pausenzeichen oder unsägliche Hitler-Hymen wie Schenkendorfs "Gott schütze unseren Führer".

Serie "100 Jahre Radio" auf BR-KLASSIK

BR-KLASSIK feiert "100 Jahre Radio" - mit einer Serie in fünf Teilen von Markus Vanhoefer. Hier gibt's alle Folgen zum Lesen und Anhören.

Rundfunk unterm Hakenkreuz

Der große Sendesaal im Verkehrsministerium (rechts ein Fenster des Kuppelbaus); links Kapellmeister Franz Adam mit seinem Chor und Orchester | Bildquelle: BR / Fotoarchiv Kapellmeister Franz Adam mit seinem Chor und Orchester im großen Sendesaal im Verkehrsministerium | Bildquelle: BR / Fotoarchiv Musik und Rundfunk unterm Hakenkreuz. Was das bedeutet, zeigt die Karriere des Dirigenten Franz Adam. 1924 entsteht das erste deutsche Rundfunkorchester. Träger ist die "Deutsche Stunde in Bayern", der Vorgänger des Reichsenders München. Leiter des Ensembles ist Franz Adam. 1928 verliert der mittelmäßig begabte Maestro seine Position und gründet einen Klangkörper, der seiner radikalen Gesinnung entspricht: Das "Nationalsozialistische Reichs-Symphonie Orchester". Sein Ziel ist laut "Zeitschrift für Musik" "Der Kulturkampf gegen die Zersetzungsarbeit der Systemzeit." Das Haupteinstellungskriterium für Musiker: Sie müssen überzeugte und zuverlässige Nationalsozialisten sein.

Hitler zu Tränen gerührt

Im Juli 1932 präsentieren sich die NS-Instrumentalisten Adolf Hitler. Mit Tränen in den Augen schüttelt der zukünftige Diktator Kapellmeister Adam die Hände. Von da an ist das "Nationalsozialistische Reichs-Symphonie Orchester" in "allen deutschen Gauen" unterwegs. Es spielt auf Nürnberger Reichsparteitagen zu Lichterdomen und feiert sein 1000. Konzert im Wiener Musikverein. Konzertkleidung sind braune, Smoking-ähnliche Anzüge, ein Entwurf von Hitlers Lieblingsarchitekten Paul Ludwig Troost. Die Patenschaft des Ensembles übernimmt Führer-Stellvertreter Rudolf Hess. Für seinen Einsatz wird der dirigierende Parteigenosse Franz Adam zum Generalmusikdirektor befördert. Sein offizieller Sitz ist das "Braune Haus", die Parteizentrale der NSDAP in Münchens Brienner Straße. 

Musiker für Führer, Volk und Vaterland  

Franz Adam, ein Musiker für Führer, Volk und Vaterland. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs durchläuft der Leiter des ersten deutschen Rundfunk-Orchesters ein Entnazifizierungsverfahren und wird als "minderbelastet" eingestuft.

Kommentare (0)

Kommentieren ist nicht mehr möglich.
Zu diesem Inhalt gibt es noch keine Kommentare.

100 Jahre Radio

Neu bei BR-KLASSIK

    AV-Player