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Dirigent und Pilot Daniel Harding Hier spricht Ihr Kapitän

Italiens Vorzeige-Orchester hat einen neuen Chefdirigenten. Der Brite Daniel Harding hat in dieser Saison das Orchester der altehrwürdigen Accademia di Santa Cecilia in Rom übernommen. Im Hauptberuf. Im Nebenberuf fliegt der bald 50-Jährige Passagiermaschinen für die Air France. Bei seiner Deutschlandtournee, die ihn nach Hamburg, Dortmund und Frankfurt führt, kann er sogar beides verbinden.

Daniel Harding, 2023, mit dem BRSO | Bildquelle: picture alliance/dpa/CTK | Ondrej Deml

Bildquelle: picture alliance/dpa/CTK | Ondrej Deml

Wo gibt es denn so etwas? Dass ein Dirigent sein Orchester nicht nur leitet, sondern auch fliegt, als Copilot? Die erste Konzertreise der Accademia di Santa Cecilia aus Rom ging nach Frankreich. Und Daniel Harding, im Nebenberuf bei Air France tätig, saß im Cockpit. Vor dem Abflug gab’s am Gate noch ein kleines Standkonzert, mit dem Dirigenten in Pilotenuniform. "Das gibt es nur einmal im Leben," sagt Harding am Flughafen, "das war unsere erste Konzertreise zusammen und zum Glück gab es einen freien Tag dazwischen. Also ich konnte das mit meiner Fluggesellschaft organisieren, dass ich das Orchester selber nach Paris fliegen konnte. Aber das war eine Riesen-Organisation und am Ende ein ziemlich langer Tag für mich. Aber eine schöne Geschichte."

Das gibt es nur einmal im Leben
Daniel Harding über seinen Flug mit dem Orchester nach Paris

Daniel Harding war schon immer ein Überflieger. Mit 20 Jahren wurde er Assistent von Claudio Abbado bei den Berliner Philharmonikern. Seit 2007 ist er Leiter des Radiosymphonieorchesters Stockholm. Und seit vergangenem Herbst: Chefdirigent in Rom an der Accademia di Santa Cecilia. Das Vorzeige-Orchester Italiens, das in den letzten zwei Jahrzehnten zum Spitzenklangkörper gereift ist. Hardings Vorgänger Antonio Pappano verglich den Klang der "Santa Cecilia" mit einem schweren Rotwein, einem Amarone: "Viel Zucker, sehr hoher Alkoholgehalt." Und Harding? "Ich bin verliebt in dieses Orchester und die Musikerinnen und Musiker scheinen sehr positiv auf unsere Zusammenarbeit zu reagieren. Sie kommen mit anderen Perspektiven und mit anderen Erfahrungen in der Musik und ich finde das sehr bereichernd."

Erster Schwerpunkt: Gustav Mahler

Komponist Gustav Mahler | Bildquelle: picture alliance/Mary Evans Picture Library Bildquelle: picture alliance/Mary Evans Picture Library Hier der nüchterne Angelsachse, dort das italienische Orchester - romantisches Pathos pur. Für Harding sind das Klischees, die wenig aussagen über den Reiz dieser Zusammenarbeit. Im besten Fall eine Bereicherung. Denn Harding mag Gustav Mahler, seine Interpretationen werden gefeiert. Das Orchester der "Santa Cecilia" hat sich zum Einstand vom neuen Chef einen Mahler-Zyklus gewünscht. Bei der Deutschland-Tournee steht dann auch gleich Mahlers Erste Symphonie auf dem Programm. "Ich entdecke viele Sachen, die neu für mich sind. Aber ich bringe auch Sachen mit, womit ich sehr viel Erfahrung habe. Und Mahler ist so ein Treffpunkt. Diese Erste Symphonie passt so gut zum Charisma und Enthusiasmus des Orchesters."

Daniel Harding liebt Herausforderungen: Kurz vor seinem 40. Geburtstag kam ihm die Idee mit dem Pilotenschein. Am Wochenende mal eine kleine Maschine selbst fliegen, so wie Freizeitpilot Herbert von Karajan - das war die Idee. Doch nach der überstandenen Prüfung lockte schon die nächste und die Flugzeuge wurden immer größer, wie sich Harding amüsiert erinnert: "Und dann dachte ich, es wäre Zeit für den "Airbus"." Aber es ist nicht ausschließlich die Herausforderung, die Harding am Fliegen reizt: "Es bringt für mich im Kopf und in den Gedanken einen wunderbaren Ausgleich."

Sendung: "Allegro" auf BR-KLASSIK am 06.05.2025 ab 06:05 Uhr

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