Regisseur und Produzent Jan Schmidt-Garre spricht im Interview über seinen neuen Film "Die Alchemie des Klaviers". Mit dem Pianisten Francesco Piemontesi ging er auf Entdeckungsreise und hat bei Pianisten wie Alfred Brendel und Maria João Pires nachgefragt, wie aus Technik und Kunstfertigkeit die Magie am Instrument entsteht. Der von BR-KLASSIK koproduzierte Film kommt am 14. November in die Kinos.
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BR-KLASSIK: Sie stammen aus einer musikalischen Familie. Ihr Vater war Musikwissenschaftler, Ihre Mutter Kritikerin. Sie selbst haben den Weg über die Philosophie zur Musik, zur Oper und zum Film gefunden. Ihr neuer Film trägt den Titel "Die Alchemie des Klaviers". Warum Alchemie und nicht einfach Chemie?
Jan Schmidt-Garre: Alchemie klingt geheimnisvoll. Bei den alchemistischen Praktiken ging es ja nicht nur darum, einfaches Material in Gold zu verwandeln, sondern vielmehr darum, das Materielle mit dem Geistigen zu verbinden. Das passiert auch in der Kunst. Wenn ein Pianist eine Taste drückt, wie es Francesco Piemontesi im Film erklärt, werden 200 technische Geräte aktiviert. Wenn alles gut läuft, verwandelt sich das in etwas Geistiges, nämlich in ein Kunstwerk. Das ist ein faszinierender Prozess. Deshalb dachte ich, wir sollten einen Film darüber machen und ihm diesen pompösen Titel geben.
Die geistige Dimension von Kunstwerken interessiert mich.
BR-KLASSIK: Haben Sie das Instrument für sich neu entdecken können?
Bildquelle: Olena Tokar Jan Schmidt-Garre: Auf jeden Fall. Das Projekt entstand aus vielen Gesprächen mit Francesco Piemontesi, mit dem ich befreundet bin. Wir haben festgestellt, dass wir über ganz andere Aspekte der Klaviermusik sprechen, als es in der üblichen Berichterstattung meist der Fall ist. Es geht bei uns nicht nur um Interpretationen oder um Beethoven, sondern auch um Dinge wie die Atmung eines Pianisten oder die Handhaltung. Diese Themen werden oft nicht genug berücksichtigt.
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BR-KLASSIK: Wie kam es dann konkret zum Film? Sergej Rachmaninow hat wohl eine wichtige Rolle gespielt ...
Francesco Piemontesi und Antonio Pappano im Film "Die Alchemie des Klaviers" | Bildquelle: ©PARS Media Jan Schmidt-Garre: Francesco erzählte mir von einer Aufnahme von Sergej Rachmaninow, in der er die "Symphonischen Tänze" in einer privaten Situation spielt. Diese Aufnahme war einzigartig, da sie bisher nicht veröffentlicht worden war. Ich fand es unglaublich, dass so ein wichtiges Tondokument nach so vielen Jahren gefunden wurde. Rachmaninow spielt da ganz frei und improvisiert. Er klingt besser als auf allen anderen Aufnahmen, die ich kenne. Es ist eine sehr lebendige Szene, weil er zwischendurch redet und immer wieder neu ansetzt. Francesco und ich haben oft über diese Aufnahme gesprochen und wir wollten herausfinden, wie man so eine Atmosphäre und Spielart herstellen kann.
BR-KLASSIK: Wie ging es weiter?
Jan Schmidt-Garre: Wir waren dann bei Alfred Brendel in London. Der hat eine große Rolle im Leben von Francesco spielt. Er war sein Mentor. Danach haben wir weitere Pianisten und Musiker besucht, wie Maria João Pires, die uns interessante Einblicke in den Umgang mit dem eigenen Körper beim Klavierspielen gegeben hat. So haben wir uns dem Thema angenähert.
Als der Pianist Francesco Piemontesi eine unveröffentlichte Aufnahme von Sergei Rachmaninow hört, ist er zutiefst beeindruckt: Die Freiheit, Farbvielfalt und Virtuosität des Spiels treffen ihn wie ein Schock. Auf der Suche nach den Geheimnissen dieser musikalischen Alchemie begibt er sich mit Regisseur Jan Schmidt-Garre auf eine Reise zu Pianisten, die ihm Einblicke in das Wesen des Klavierspiels geben. Maria João Pires, Alfred Brendel, aber auch Dirigent Antonio Pappano kommen zu Wort. Eine Hommage an die Meisterschaft des Klaviers. Koproduziert von BR-KLASSIK.
"Die Alchemie des Klaviers" kommt am kommenden 14. November 2024 in die Kinos.
Hier können Sie den Trailer zum Film sehen.
Sendung: "Leporello" am 11. November 2024 ab 16:05 Uhr auf BR-KLASSIK
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