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Münchner Philharmoniker Uraufführung mit Dirigent Omer Meir Wellber

Er leitet mehrere Orchester und steht weltweit als Gastdirigent am Pult: Omer Meir Wellber. Diese Woche ist er bei den Münchner Philharmonikern in der Isarphilharmonie zu Gast. Mit Schumann, Tschaikowsky und der Uraufführung eines Werks von Manfred Trojahn.

Der israelische Dirigent Omer Meir Wellber | Bildquelle: picture alliance / Monika Skolimowska/dpa-Zentralbild/dpa | Monika Skolimowska

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Münchner Philharmoniker

Interview mit Omer Meir Wellber

BR-KLASSIK: Sie dirigieren diese Woche zwei Konzerte mit den Münchner Philharmonikern. Auf dem Programm steht unter anderem eine Uraufführung von Manfred Trojahn. Das ist ein Konzert für Schlagwerk und Orchester in Erinnerung an Peter Sadlo, der mal Solopauker bei den Münchner Philharmonikern war. Wie war das denn? Hat Sie Manfred Trojahn in die Entstehung des Konzerts einbezogen?

Omer Meir Wellber: Nein, aber er ist natürlich mit uns im Saal. Das ist auch genau das, worin das Geheimnis in der Musik liegt: Für uns als Musiker und Interpreten ist eine gute Partitur sofort verständlich, wenn wir sie bekommen. Und das war hier auch der Fall.

Radio-Tipp

BR-KLASSIK nimmt das Konzert am 15. Juni in der Münchner Isarphilharmonie im Gasteig HP 8 auf. Den kompletten Mitschnitt können Sie dann am 21. Juni 2023 ab 20:05 Uhr hören.

BR-KLASSIK: Neben Manfred Trojahn gibt es ja noch zwei weitere Manfreds im Konzert. Ich musste ein bisschen schmunzeln: die "Manfred"-Ouvertüre von Robert Schumann und die "Manfred"-Symphonie von Peter Tschaikowsky. Beide gehen ja auf einen Manfred aus der Literatur zurück, auf ein Werk von Lord Byron. Dieser Manfred ist ein gequälter Typ, so eine Art Faust-Figur. Er sucht nach Erlösung und nimmt an einer Geisterbeschwörung teil. Dort begehrt er das Vergessen. Gibt das für Sie etwas in Ihrem Leben, dass Sie gern vergessen würden?

Omer Meir Wellber: Ja, manchmal wollen wir vergessen. Das Vergessen ist ein sehr interessantes Konzept. Damit spielen wir Menschen viel, wir schreiben darüber oder wir denken darüber nach. Es ist etwas ganz Natürliches. Wenn wir wirklich etwas vergessen, dann ist es eigentlich mehr ein physiologisches Problem und hat oft mit Krankheiten (wie Alzheimer) zu tun. Ansonsten glaube ich, dass das Vergessen leider nicht existiert.

BR-KLASSIK: Wie begegnen Sie denn diesem Dilemma, dass Sie manchmal vergessen wollen, aber wissen, dass Sie es nicht können? Was ist Ihre Lösung?

Omer Meir Wellber: Ich habe das in meinem ersten Buch beschrieben: Mein Charakter vergisst nicht. Die Lösung könnte aber sein, eine neue Vergangenheit zu entdecken. Das heißt, es geht nicht direkt um das Vergessen, aber vielleicht darum, mit den Sachen, die wir vergessen wollen, in einen Dialog zu treten, also das Konzept oder die Sachen, die wir wollen, gerne vergessen. Wenn wir also etwas mit diesen Ideen machen, dann ist das meiner Meinung nach die tiefste Form des Vergessens.

BR-KLASSIK: Sie sind ein viel beschäftigter Mann. Sie haben verschiedene Chef-Positionen: in Israel beim Raanana Symphonette Orchester, dann am Teatro Massimo in Palermo und an der Volksoper in Wien. 2025 werden Sie Generalmusikdirektor an der Hamburger Staatsoper. Können Sie schlecht Nein sagen?

Omer Meir Wellber | Bildquelle: Bayerischer Rundfunk Der israelische Dirigent Omer Meir Wellber wird 2025 Generaldirektor an der Staatsoper Hamburg. | Bildquelle: Bayerischer Rundfunk Omer Meir Wellber: Nein. Das ist in diesem Fall eine musikalische Entscheidung. Ich war jetzt so zehn oder sogar mehr als 15 Jahre vor allem Gastdirigent. Jede Woche war ich in einer anderen Stadt. Und man kann sich wahrscheinlich vorstellen, dass das auf Dauer gar nicht so einfach ist. Auf der einen Seite rein physisch, aber dann auch musikalisch. Am Anfang findet man das sehr interessant, wenn man neue Musiker kennenlernen und neue Musik entdecken darf. Aber jetzt empfinde ich es eher so, dass – wenn ich zu einem neuen Orchester komme – ich immer wieder ganz von vorn anfangen muss. Das ist schon ein bisschen langweilig. Das wird jetzt für mich zunächst einmal viel Arbeit, aber eben nur mit diesen zwei, drei Orchestern. Mit denen kann ich musikalisch richtig in die Tiefe gehen und jedes Mal weiterarbeiten.

BR-KLASSIK: Sie sprechen von zwei bis drei Orchestern. Wenn ich richtig zähle, sind es aber sogar vier. Aus Wien kamen Beschwerden, dass Sie dort Ihre Aufgaben nicht erfüllen würden.

Omer Meir Wellber: Wenn ich 2025 Generaldirektor in Hamburg bin, wird sich das mit den Orchestern ändern, weil die Arbeit beim Raanana Symphonette Orchester und am Teatro Massimo in Palermo bis dahin endet. Dann bin ich nur in Hamburg und Wien.

BR-KLASSIK: Vielen Dank, Omer Meir Wellber, und schöne Konzerte in München.

Omer Meir Wellber: Vielen Dank.

Omer Meir Wellber zu Gast bei den Münchner Philharmonikern

Omer Meir Wellber Dirigent
Jörg Hannabach Schlagzeug
Michael Leopold Schlagzeug
Sebastian Förschl Schlagzeug
Mathias Lachenmayr Schlagzeug
Münchner Philharmoniker

Robert Schumann: "Manfred"-Ouvertüre
Manfred Trojahn: "Achérōn", Auftragswerk und Uraufführung
Peter Tschaikowsky: "Manfred"-Symphonie

Karten für die Konzerte am 14. Juni 2023 und 15. Juni 2023 gibt es auf der Website der Münchner Philharmoniker.
Den Mitschnitt können Sie außerdem am 21. Juni 2023 ab 20:05 Uhr auf BR-KLASSIK hören.

Sendung: "Allegro" am 14. Juni 2023 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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