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30 Jahre Fauré Quartett   Ein Traum – unplanbar aber wahr

Eigentlich war alles ganz anders geplant – ein Trio oder nur Streicher. Aber Freundschaft ist dann doch wichtiger. Und das Fauré Quartett wurde zu einem der weltweit erfolgreichsten Klavierquartette. Pianist Dirk Mommertz erzählt im BR-KLASSIK-Interview vom Reiz der Nische, von Tango-Lust und Pop-Arrangements.

Fauré Quartett | Bildquelle: © Tim Klöcker

Bildquelle: © Tim Klöcker

BR-KLASSIK: Herr Mommertz, beim Begriff "Quartett" in der Kammermusik denkt man meist an das Streichquartett. Das Klavierquartett fristet eher ein Nischendasein. Hätten Sie sich vor 30 Jahren, als Sie Ihr Ensemble gegründet haben, eine so lange Karriere erträumen lassen? 

Dirk Mommertz: Nein. Aber es ist ein sehr schönes Leben. Denn 30 Jahre in einer Nische, da fühlt man sich auch recht geschützt. Ich kann mich noch ganz genau an die erste Probe 1995 erinnern - wo die war, wann die war und vor allem, was wir gespielt haben.  

BR-KLASSIK: Was war das?  

Dirk Mommertz: Das war dann gleich mal das Quartett von Johannes Brahms, op. 60 – direkt das tragischste Stück von allen (lacht). Aber wir hatten trotzdem so eine Spielfreude dabei und wir dachten: Lass uns das jetzt einfach mal probieren. Weil der Weg nicht von vornherein klar war. Der Bratscher und ich waren die Initiatoren. Aber zunächst standen Klaviertrio oder Streichquartett auf der jeweiligen Wunschliste. Da wir aber alle zusammenspielen wollten, mussten wir eben Klavierquartett ausprobieren. Und jetzt sind es schon 30 Jahre. Ich weiß gar nicht, was ich in einer Dankesrede jetzt alles sagen müsste. Es ist ein Lebensweg, den ich als absoluten Traum empfinde, der aber nicht planbar ist. Es ist einfach das Schönste der Welt.  

BR-KLASSIK: Klingt wie eine gute, tiefe Beziehung, oder? 

Dirk Mommertz: Es ist jedenfalls die längste Beziehung, die jeder von uns jemals hatte. Abgesehen von dem Elternhaus und von den Menschen, mit denen man aufgewachsen ist, kennt niemand von uns irgendeinen anderen Menschen so intensiv, so gut und so lange, wie wir vier uns kennen. Das ist natürlich eine lange Reise, die mit allem Möglichen verbunden ist. Und ich kann heute sehr dankbar sagen, dass wir uns immer noch gut verstehen und gemeinsame Ziele haben. Vor allem nach den Entwicklungen, die eine Corona-Pandemie gebracht hat. 

BR-KLASSIK: Ganz aktuell haben Sie ja auch ein gemeinsames Ziel: Südamerika. 

Dirk Mommertz: Wir sind gerade auf dem Weg nach Buenos Aires und spielen in einem der schönsten Theater der Welt. Und die Euphorie ist für uns alle immer noch absolut die gleiche wie am Anfang unserer Karriere. Die Freuden und die Leiden des Quartettspielens verbinden uns auch nach 30 Jahren - und ich hoffe auch noch für weitere 30 Jahre.  

BR-KLASSIK: Am 10.Mai kommen Sie nach München und spielen dann auch Tango, so etwas wie ein Markenzeichen von “den Faurés”. 

Dirk Mommertz: Der Tango, den wir in München spielen, stammt tatsächlich aus den ersten Jahren unseres Quartetts. Damals lebten und studierten wir noch in Karlsruhe und lernten Eduardo Hubert kennen – einen argentinischen Pianisten und Komponisten, der in Italien lebt. Er lud uns ein und schrieb für uns einen sogenannten "Fauré-Tango", den wir seither mit großer Leidenschaft und Liebe spielen. Es gibt noch weitere Tangos und andere Stücke, die eigens für uns komponiert wurden – viele wunderbare Zugaben, die wir auf der CD "After Hours" veröffentlicht haben. Damit haben wir auch ein Stück weit die Grenzen der Klassik gesprengt.

BR-KLASSIK: Gutes Stichwort: Sie haben ja auch schon eine sehr erfolgreiche Pop-CD aufgenommen.

Dirk Mommertz: Die Pop-Songs bildeten die Grundlage für lauter kleine neue Klavierquartette, die eigens dafür komponiert wurden. Einige waren so weit vom Original entfernt, dass Neil Tennant von den "Pet Shop Boys", der bei den Aufnahmen dabei war, meinte, er erkenne sein eigenes Stück kaum wieder. Das war eine großartige Erfahrung – wir haben dabei enorm viel gelernt. Und das schätze ich bis heute sehr.

Sendung: Leporello auf BR-KLASSIK am 06-05-2025 ab 16:05 Uhr

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