Gesang im Parkhaus, Kunst in der Hefefabrik: Gerade finden in Nürnberg die "Musik Installationen" statt, ein Festival für performative Raum-Kunst. An zwei Wochenenden gibt es Aktionen an ungewöhnlichen Orten zu erleben.
Bildquelle: Musik Installationen Nürnberg
An die 150 Menschen haben sich im Nürnberger Luitpoldhain versammelt. Sie bilden die "Army of Love", so heißt die Installation des israelisch-amerikanischen Komponisten und Regisseurs Amir Shpilman. Der Park ist bewusst gewählt, in unmittelbarer Nähe zum ehemaligen Reichsparteitagsgelände, dem Ort riesiger NS-Massenaufmärsche.
Auch im Nürnberger Luitpoldhain gibt es eine Station des Festivals "Musik Installationen". | Bildquelle: picture alliance / imageBROKER | Martin Siepmann
Auf der Wiese steht ein riesiger QR-Code zum Abscannen. Auf den Smartphones der Besucherinnen und Besucher öffnet sich ein Spiel, das die Menge zu verschiedenen Aktivitäten auffordert. Jeder und jede muss einen Weg für sich selbst in einer fast "gleichgeschalteten" Masse finden, zwischen Anpassung und kritischer Distanz, zwischen Hingabe und Abschottung. "Es ist schön mit einer Fülle an Menschen zusammenzukommen, die man vorher nie gesehen hat, und dann doch irgendwas Verbindendes zu finden", resümiert ein Besucher.
5. Juni 2025, 23.03 Uhr, Horizonte: Ausführliche Reportage vom Festival
Einer Teilnehmerin des Spiels fällt aber auch auf, wie bereitwillig und automatisch man den Anordnungen des Handys folgt. Diese Zwiespältigkeit ist durchaus gewollt, sagt Amir Shpilman. Er möchte die ästhetische Faszination von Massenformationen hinterfragen. Eine Installation mit gesellschaftskritischem Hintergrund, die gerade deshalb aber auch das Sinnstiftende menschlicher Gemeinschaften zelebriert.
So vielfältig die urbanen Orte des Festivals "Musik Installationen" in Nürnberg sind, so bunt sind auch die Kunst-Musik-Aktionen: vom Tretboot fahren auf dem Dutzendteich mit Soundtrack im Ohr bis hin zu Orgelklängen und weißen Engeln in der Kirche. Das Festival möchte Musik und Kunst auf diese Weise umfassender erlebbar machen.
"Chilling Mammoths": Eine Installation mit selbst-schwingenden und -sprechenden Klavieren beim BAST (Altes Hefewerk) Nürnberg. | Bildquelle: David Häuser
Das Festival "Musik Installationen" in Nürnberg läuft noch bis 1. Juni. Unter der Woche gibt es eine Konferenz in Zusammenarbeit mit der Akademie der Bildenden Künste und am kommenden Wochenende finden weitere Aktionen statt, darunter ein Horror-Musical mit Videoperformance und eine Installation mit selbst-schwingenden und -sprechenden Klavieren. Und auch die Digital-Aktion von Amir Shpilman im Luitpoldhain ist jederzeit bereit zum Ausprobieren – wenn man ein geladenes Smartphone dabei hat.
Sendung: "Leporello" am 26. Mai 2025 ab 16:05 Uhr auf BR-KLASSIK
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