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Die bekanntesten Opernrollen Tannhäuser – der Grenzgänger

Tannhäuser ist ein Getriebener, ein Wandler zwischen den Welten. Ein Grenzgänger. Ein reiner Hedonist und dann wieder ein treu Liebender. Ein Renaissance-Punk zwischen Liebe, Sex und Songcontest.

Der Tenor Ernst Kraus. Rollenbild als Tannhäuser, Foto um 1905 | Bildquelle: picture alliance/akg-images

Bildquelle: picture alliance/akg-images

Tannhäuser ist ein Getriebener, ein Wandler zwischen den Welten. Ein Grenzgänger. Ein reiner Hedonist und dann wieder ein treu Liebender. Minnesänger und Renaissance-Punk zugleich. Aber fangen wir vorne an: Im Venusberg hat Tannhäuser sich ausgetobt – jetzt wird ihm das alles zu viel und deswegen will er wieder zurück zu seiner Elisabeth. Zur wahren Liebe halt. Er muss sich entscheiden – aber er kann's nicht. Und das ist sein Konflikt. Da sind zwei Frauen: Venus interessiert ihn sexuell, für Elisabeth empfindet er eine tiefe, reine Liebe.

Tannhäusers Entscheidung: Liebe, Sex oder Song

Geht das nicht beides zusammen? Nicht bei Tannhäuser. Dabei sind sich Paar-Coaches einig: Am erfüllendsten ist Sex, wenn er mit tiefen Gefühlen füreinander einhergeht. Vielleicht müsste man Tannhäuser da mal ein paar Studien zeigen. Aber der ist ja schon wieder anderweitig beschäftigt, denn da war ja noch der Sängerkrieg auf Wartburg. Ein mittelalterliches "Deutschland sucht den Superstar".

Tannhäuser: Infos und beste Interpreten der Rolle

Stimmfach: Heldentenor
Tonumfang: c – a'

Lauritz Melchior als Tannhäuser – "Inbrunst im Herzen"
Wolfgang Windgassen als Tannhäuser – "Dir töne Lob"
René Kollo als Tannhäuser – "Inbrunst im Herzen"
Peter Seiffert als Tannhäuser – "Dir töne Lob"
Jonas Kaufmann als Tannhäuser – "Inbrunst im Herzen"
Stephen Gould als Tannhäuser – live in Bayreuth 2019, ganz

Hier entpuppt sich Tannhäuser als zu revolutionär und wird vom Publikum nicht verstanden mit seinem Song. Und dann fängt er auf einmal an, vom Rausch der Triebe im Venusberg zu singen. "Wer das nicht erlebt hat, weiß nicht was Liebe ist", meint er. Kommt ebenfalls nicht gut an.

Zeichnung zu "Tannhäuser und der Sängerkrieg auf der Wartburg" | Bildquelle: BR | Alex Naumann

Bildquelle: BR | Alex Naumann

Opernführer "to go"

Ein Crashkurs für Wagners Oper "Tannhäuser"

Du musst 100 Prozent geben und du musst ein bisschen über die Grenze gehen.
Tenor Stephen Gould über die Rolle des Tannhäuser

Im Tannhäuser steckt vieles drin: das Dramatische genauso wie das Lyrische. Was man aber auf jeden Fall braucht (wie bei allen Wagner-Opern): Kondition. Und Intuition – um die vielen Emotionen, die in der Rolle des Tannhäuser angelegt sind, auf die Bühne zu bringen. Wie es der im September 2023 verstorbene große Wagner-Sänger Stephen Gould einmal sagte: "Du musst 100 Prozent geben und du musst ein bisschen über die Grenze gehen."

Die beliebtesten Opernfiguren der Musikgeschichte

Tannhäuser, Carmen, Aida und Co. – was macht die berühmtesten Opernfiguren eigentlich aus? BR-KLASSIK wirft einen Blick in die persönlichen Abgründe der wichtigsten Charaktere der Operngeschichte.

Tannhäuser: nichts für Angsthasen

Stephen Gould (Tannhäuser) und Elena Zhidkova (Venus) spielen 2019 in einer Probe zur Oper "Tannhäuser und der Sängerkrieg auf Wartburg".  | Bildquelle: Bayreuther Festlspiele/Enrico Nawrath Stephen Gould (links) als Tannhäuser bei den Bayreuther Festspielen 2019 | Bildquelle: Bayreuther Festlspiele/Enrico Nawrath Nicht umsonst ist der Tannhäuser – neben dem Tristan – eine absolute Angstrolle für Wagner-Tenöre. Man wird in jeder Sekunde gefordert und immer wieder geht es gnadenlos hoch hinauf mit der Stimme. Eine der schwersten Stellen wird auch manchmal einfach weggelassen: Das "Erbarm Dich mein" wurde sogar mal in Bayreuth gestrichen, wo man eigentlich Wert auf strenge Texttreue legt.

Erlösung durch die Frau

Tannhäuser geht übrigens nach dem Eklat beim Sängerkrieg erstmal nach Rom, um für seine Sünden im Venusberg zu büßen, bekommt dort aber keine Absolution. Seine Erlösung ist (auch das ist typisch Wagner): die Frau. Elisabeth opfert sich für ihn und stirbt für seine Vergebung. Liebe bis in den Tod – da kann man sich in Zeiten emotionaler Beliebigkeit mal ein Beispiel nehmen. Auch als Mann.

Sendung: "Allegro" am 19. März 2024 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK

Kommentare (3)

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Mittwoch, 20.März, 20:57 Uhr

Hannelore Sekyra

Tannhäuser

Der Einschub mit den Kinder-Kommentatoren ist köstlich! Hat richtig Spaß gemacht.

Mittwoch, 20.März, 12:02 Uhr

Steffi Schüller

Opernführer to go!

Danke für diese knackige Kurzbeschreibung des Tannhäusers - ich freue mich auf weitere Folgen von "Diese Opernfiguren muss man kennen". Hat Spaß gemacht!!!

Dienstag, 19.März, 16:17 Uhr

Tim Theo Tinn

Prima Artikel

Der Text ist prima, da wurde immanente - innewohnende - Dramatik gem. den Originalpartituren aufgelistet - tolle Arbeit. Wenn dies heute auch noch Eingang in Inszenierungen fände - ...

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