BR-KLASSIK

Inhalt

Das Wiener Neujahrskonzert Tradition im Dreivierteltakt

Das Neue Jahr mit Musik einläuten – eine Tradition der Wiener Philharmoniker, die bis heute Millionen von Fans hat. Wegen des großen Andrangs werden Karten ausschließlich verlost. Doch wie hat eigentlich alles angefangen? Ein Überblick.

Christian Thielemann | Bildquelle: © Matthias Creutziger

Bildquelle: © Matthias Creutziger

Musik zu Neujahr – das ist erstmal nichts Ungewöhnliches, denn Musik und Feiern gehört einfach zusammen. Und mit Blick auf Wien, der Stadt der traditionellen Neujahrskonzerte, lassen sich erste Konzerte um Neujahr herum schon Anfang des 19. Jahrhunderts verzeichnen. Doch zum Neujahrskonzert, wie wir es heute kennen, gehören unverkennbar die typisch Wiener Walzer der Strauß-Familie. Aber bis sie und die Wiener Philharmoniker zusammenfinden, hat es ein Weilchen gedauert. Denn erstmal hat das Orchester Strauß' Musik in die Schublade "Unterhaltungsmusik" gesteckt. Als zu seicht wurde sie empfunden, um sich ihren Platz in den Programmen der Philharmonischen Konzerte zu erobern.

Kein Neujahrskonzert ohne Strauß-Walzer

Und so haben sich dieser typisch Wienerischen Musik erstmal andere Orchester angenommen, nicht zuletzt die Kapelle von Eduard Strauß, jüngster Sohn von Vater Johann Strauß. Nach Eröffnung des Goldenen Saals im Wiener Musikverein im Jahr 1870 darf Eduard Strauß den Saal bespielen und prompt veranstaltet er ein Neujahrskonzert am 1. Januar 1871. Auf dem Programm steht unter anderem Musik von Gaetano Donizetti, aber auch von seinen Brüdern Johann und Josef Strauß. Die ersten Wiener Walzer zu Neujahr.

Dirigenten der Neujahrskonzerte im Überblick

Clemens Krauss und die Wiener Philharmoniker

Erst als Dirigent Clemens Krauss in den 1920er-Jahren sein Amt bei den Wiener Philharmonikern antritt, schnuppert das Orchester musikalische Strauß-Luft. Krauss ist ein wahrer Strauß-Fan, hatte schon in Frankfurt am Main mit Strauß-Konzerten für Furore gesorgt. Mit den Wiener Philharmonikern gibt er sogar noch vor Amtsantritt ein Konzert bei den Salzburger Festspielen – auf dem Programm Werke der ganzen Strauß-Familie. Ungewöhnliches Programm für die Festspiele, doch es kommt an.

Ursprung im Nationalsozialismus

Als Wiener Philharmoniker, Strauß'sche Kompositionen und das Neujahrskonzert erstmals zusammenkommen, steht das Ereignis im Dienst des Nationalsozialismus. Am 31. Dezember 1939 sollen muntere Walzermelodien die Sorge um kämpfende Familienmitglieder an der Front verdrängen – vier Monate nach Beginn des zweiten Weltkriegs. Die Einnahmen des Konzerts gehen ans "Winterhilfswerk", kurz zuvor von Adolf Hitler initiiert.

Das Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker 2024

Verfolgen Sie das Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker 2024. Am 1. Januar ab 11:15 Uhr auf BR-KLASSIK.

Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker heute

Die Tradition war begründet und lebt auch nach Kriegsende weiter. Zahlreiche Männer haben sich seitdem den Taktstock weitergereicht. Darunter Dirigenten wie Willi Boskovsky, Herbert von Karajan, Zubin Metha, Lorin Maazel oder Mariss Jansons. Seit 1987 wechseln sich die Dirigenten jährlich ab. 2023 leitete Franz Welser-Möst zum dritten Mal das Neujahrskonzert, heuer steht zum zweiten Mal nach 2019 Christian Thielemann am Pult der Wiener. Man darf gespannt bleiben, wann zu Neujahr erstmals eine Frau den Taktstock übernimmt.

Das Programm des Neujahrskonzerts 2024

Karl Komzák: Erzherzog Albrecht-Marsch, op. 136
Johann Strauß II.: Wiener Bonbons. Walzer, op. 307
Johann Strauß II.: Figaro-Polka. Polka française, op. 320
Josef Hellmesberger (Sohn): Für die ganze Welt. Walzer
Eduard Strauß: Ohne Bremse. Polka schnell, op. 238
Johann Strauß II.: Ouvertüre zur Operette "Waldmeister"
Johann Strauß II.: Ischler Walzer. Nachgelassener Walzer Nr. 2
Johann Strauß II.: Nachtigall-Polka, op. 222
Eduard Strauß: Die Hochquelle. Polka mazur, op. 114
Johann Strauß II.: Neue Pizzicato-Polka. op. 449
Josef Hellmesberger (Sohn): Estudiantina-Polka aus dem Ballett "Die Perle von Iberien"
Carl Michael Ziehrer: Wiener Bürger. Walzer, op. 419
Anton Bruckner: Quadrille, WAB 121 (Orchestr. W. Dörner)
Hans Christian Lumbye: Glædeligt Nytaar! Galopp
Josef Strauß: Delirien. Walzer, op. 212

Dirigent: Christian Thielemann
Orchester: Wiener Philharmoniker

Neu bei BR-KLASSIK

    AV-Player