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Zum Tod der Queen Musikalische Monarchin

Die Queen ist tot. Am Donnerstag verstarb die britische Königin im hohen Alter von 96 Jahren. Während ihres langen Lebens hat Elizabeth II viele Spuren hinterlassen – auch in der klassischen Musik.

Königin Elizabeth II.  | Bildquelle: dpa-Bildfunk/Eddie Mulholland

Bildquelle: dpa-Bildfunk/Eddie Mulholland

Elizabeth war eine Muse. Zumindest für Edward Elgar. Gerade mal vier Jahre alt war die künftige Königin, als sie ihn zu einer Komposition inspirierte. Elgar war damals "Master of the King's Music", also sowas wie der Hofkomponist der Windsors und widmete nach seiner Begegnung mit Elizabeth und ihrer damals einjährigen Schwester Margaret den beiden seine "Nursery Suite" (1931). Eine seiner letzten Kompositionen. Sonnige, sanftwogende Orchestermusik für die zwei kleinen Prinzessinnen.

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Der Komponist Edward Elgar | Bildquelle: picture alliance/United Archives | 91050/United_Archives/TopFot

Nursery Suite: I. Aubade

Britten schrieb eine Oper zur Krönung der Queen

Es sollte nicht bei dieser einen Komposition bleiben. Bei Elizabeths Krönung im Jahr 1953 ließen es alle krachen. Gleich neun Komponisten fühlten sich berufen, Musik für sie zu schreiben. Darunter Ralph Vaughan Williams, der eine Motette beisteuerte ("O Taste and See") oder William Walton, der sich zu einem "Te Deum" hinreißen ließ. Alle übertrumpft hat damals allerdings Benjamin Britten. Eine ganze Oper widmete er der frischgebackenen Queen: "Gloriana" – ein Singspiel rund um ihre Vorgängerin, die erste Elizabeth auf dem englischen Thron.

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Benjamin Britten | Bildquelle: picture-alliance/dpa

Britten: Gloriana, Op. 53 / Act 1 Scene 1 - 1. Prelude

Zu diesem Zeitpunkt durfte sich die junge Königin übrigens bereits Bachelor of Music nennen. Und dafür hatte sie noch nicht mal studieren müssen. Die University of London schenkte ihr 1946 den Titel. Ehrenhalber. Und die University of Wales setzte nur drei Jahre später noch einen drauf: einen Ehrendoktor für Musik – überreicht von Prince Philip, der gerade erst Kanzler der neugegründeten Universität geworden war.

Die Queen tanzte auch zu ABBA

Derweil galt die Queen selbst als gar nicht so kunstaffin. "Die Königin ist sicherlich kultiviert, auch wenn sie die Künste nicht so bewegen", so lautete das Urteil ihrer Biografin Penelope Junor. Klavierspielen lernte Elizabeth zwar früh, ihre Schwester Margaret soll allerdings die Talentiertere gewesen sein. Hunde und Pferde seien für die große Schwester weitaus interessanter gewesen, heißt es.

Was ihren Musikgeschmack angeht war die Queen übrigens durchaus nicht auf Klassik abonniert. Im Gegenteil: Sie liebte Musicals. Woher wir das wissen: von Andrew Lloyd Webber! Dem soll sie bei einem Treffen gebeichtet haben, dass ihr kaum etwas über "Miss Otis Regrets" von Cole Porter gehe. Ein Song, den vor allem Jazzlegende Ella Fitzgerald berühmt gemacht hat. Der absolute Lieblingshit der Queen soll jedoch, kein Scherz, "Dancing Queen" von ABBA gewesen sein. Das zumindest kolportiert "Klassik Radio". Und auch, dass sie dazu gerne getanzt habe. Zitat (nicht verbürgt): "Ich versuche, immer gleich zu tanzen, wenn dieser Song läuft. Denn ich bin die Queen und ich tanze gerne."

Die schönste Queen-Hommage stammt von den Beatles

Ihre Pop-Leidenschaften haben Elizabeth allerdings nicht davon abgehalten, sich zeitlebens auch und vor allem für klassische Musik einzusetzen. Da sind die vielen Musikerinnen und Musiker, die von ihr Orden angesteckt bekamen und sich jetzt Dame oder Sir nennen dürfen. (Sir Simon Rattle zum Beispiel, ab 2023 Chefdirigent von Symphonieorchester und Chor des Bayerischen Rundfunks.) Außerdem war sie Mitglied in diversen Stiftungen und sammelte Spenden. Und sie war selbst Stifterin eines eigenen Preises – der "Queen’s Medal for Music". Seit 2005 wird sie vergeben und zu den Geehrten zählen Größen wie der Sänger Bryn Terfel, der Dirigent Sir (!) Colin Davis oder die Komponistin Judith Weir. Weir wurde übrigens noch eine zweite, ganz besondere Ehre zuteil. Seit 2014 ist sie – und hier schließt sich der Kreis zurück zum einstigen Hofkomponisten Edward Elgar – "Master of the Queen’s Music". Als erste Frau überhaupt. Auch ein Verdienst von Elizabeth.

Die vielleicht schönste musikalische Hommage hat sie übrigens gar nicht von klassischer Seite bekommen. Unübertroffen ist der musikalische Snippet, den ihr die Beatles gewidmet haben. "Her Majesty", gesungen von Paul McCartney: "Her Majesty is a pretty nice girl/ But she doesn't have a lot to say." Eine wunderschöne, zartironische Liebeserklärung an die Queen.

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Die Beatles mit Paul McCartney, John Lennon, Ringo Starr und George Harrison | Bildquelle: picture-alliance/dpa

Her Majesty (Takes 1-3)

Sendung: "Allegro" am 9. September ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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Donnerstag, 15.September, 10:24 Uhr

Beate Schwärzler

"Zum Tod der Queen" - von Tobias Stosiek

MUSIKALISCHE MONARCHIN
...in "Allegro" am 9.9.2022

Leider verpaßt!
Den Bildern nachgespürt an diesem Tag; im Fernsehen.
Aber: N o c h ist Zeit, d i e s e königliche Begegnung
mit den großen Musikern ihrer Zeit n a c h z u h ö r e n.

God save...

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