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New York - 17. Januar 1934 Albert Einstein tritt als Geiger auf

Albert Einstein, das Physikgenie, spielt vor 300 Zuhörern Musik von Bach - und das gar nicht mal so schlecht. Mit einem Benefizkonzert für Juden auf der Flucht aus Europa will er ein Zeichen setzen und sie unterstützen.

Der Physiker und Nobelpreisträger Albert Einstein spielt Geige. | Bildquelle: picture alliance / AP Images

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Erste Anfänge auf der Geige

Mit sechs Jahren schon, als die Familie noch in München lebte, hatte Einstein angefangen, Geige zu lernen. Anfangs ging es nur mühsam voran. Einmal soll er sogar im Zorn mit einem Stuhl nach dem Hauslehrer geworfen haben. Bald jedoch lernte Einstein die Musik und seine Geige lieben, und später - als Wissenschaftler - war sie zu einem Quell steter Lebensfreude für ihn geworden.

Wie er wohl gespielt haben mag, fragt man sich heute. Doch wer immer ihn bei einem seiner privaten Hauskonzerte hörte, war angetan von seinem Können und seiner Musikalität. Dass Einstein vor großem Publikum spielen würde, war eigentlich nicht vorgesehen. Das kam erst durch Hitler und die Nazis.

Auf der Flucht vor den Nazis

Einstein war Jude und Pazifist. Beides hat er öffentlich kundgetan, und konsequenterweise kehrte er 1933 von einer Vortragsreise in den USA nicht nach Deutschland zurück. Er nahm sich eine Wohnung in Princeton, wo er auch lehrte. Eines Tages tauchte dort bei ihm die englische Pianistin Harriet Cohen auf, auch sie eine Jüdin. In Europa waren ihr die vielen Menschen aufgefallen, die vor Nazi-Deutschland auf der Flucht waren, und nun war sie emsig dabei, diesen Leuten zu helfen. Und weil seinerzeit in Berlin Einstein beim Tee halb im Scherz zu ihr gesagt hatte: "Madame, wir sollten unbedingt einmal zusammen auftreten", fand sie es an der Zeit, das in die Tat umzusetzen.

Benefizkonzert zugunsten verfolgter Juden

Und so standen am 17. Januar 1934 die Pianistin Harriet Cohen und der Atomphysiker Albert Einstein auf einer Wohltätigkeitsgala in New York gemeinsam auf der Bühne. Das Konzert fand im Haus des Mäzens und Kupferkönigs Adolph Lewisohn statt, vor 300 handverlesenen Gästen, wie dem Finanzstaatssekretär Henry Morgenthau oder der Präsidentengattin Eleonore Roosevelt. Einstein spielte - zusammen mit dem Geiger Toscha Seidel - das Doppelkonzert von Bach, danach gab es ein Streichquartett von Mozart, und Miss Cohen brachte auch noch was von Bach zu Gehör. Mit den Spenden, die an diesem Abend zusammenkamen, hat Einstein verfolgten jüdischen Wissenschaftlerkollegen in Berlin zur Ausreise aus dem Deutschen Reich verholfen.

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