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Gregor Joseph Werner, dem Joseph Haydn als Kapellmeister bei den Esterhazys nachfolgte, ist mehr als ein Kleinmeister. Alte Musik-Pionier Lajos Rovatkay spielt seine geistliche Musik ein. Eine Entdeckung.

Bildquelle: audite

Wer in seinem musikalischen Amt durch ein echtes Genie ersetzt wird, hat es schwer bei der Nachwelt. Unweigerlich wird er am Nachfolger gemessen und für zu leicht befunden. Thomaskantor Johann Kuhnau ging das so, den Johann Sebastian Bach beerbte. Und mehr noch Gregor Joseph Werner, dem langjährigen Kapellmeister auf Schloss Esterhazy in Eisenstadt vor Joseph Haydn. Dabei schätzte Haydn seinen Vorgänger, mit dem er noch fünf Jahre als Vizekapellmeister zusammenarbeitete. Aus Werners Nachlass gab er sogar sechs Fugen für Streichquartett heraus mit der Widmung auf dem Titelblatt: "Aus besonderer Achtung gegen diesen berühmten Meister".

Drittes Album

Nun, berühmt ist Gregor Joseph Werner ganz sicher nicht mehr. Und von seinem umfangreichen Werk, das vornehmlich aus Kirchenmusik besteht, hat sich wenig erhalten. Doch vor einiger Zeit ist der Alte Musik-Pionier Lajos Rovatkay (Loijosch 'Rohwahtkoi) angetreten, um das zu ändern. Nach umfangreichen Forschungen hat der 91-Jährige etliche Werke neu entdeckt und gerade sein drittes Album mit geistlicher Musik von Werner herausgebracht. Es sind Messen und Motetten mit solcher Frische und Hingabe musiziert, dass es eine wahre Wonne ist.

Farbenreichtum und Virtuosität

Reduktion hieß das Zauberwort bei den Hofgottesdiensten auf Schloss Esterhazy, die nicht zu prunkvoll sein sollten. Deshalb findet man weder Pauken noch Trompeten in Werners hier eingespielten Messen. Doch der Komponist macht die auferlegte Beschränkung auf Violinen und Basso continuo durch Farbenreichtum und Virtuosität wieder wett. Besonders die Sopranistin ist gefordert, was Magdalene Harer (Hara) bravourös meistert.

Könner des Kontrapunkts

Wirklich exzellent ist Gregor Joseph Werner als Polyphoniker. Als Schüler des Venezianers Antonio Caldara lässt er die einzelnen Sätze der Messe immer mit einer Fuge enden. Er ist ein großer Könner des Kontrapunkts, manchmal setzen die Stimmen sogar nur im minimalen Abstand einer halben Note nacheinander ein.

Kammermusikalische Delikatesse

Gregor Joseph Werners Messen und Motetten zeichnen sich durch kammermusikalische Delikatesse und melodische Raffinesse aus. Hinreißend bis in die zartesten polyphonen Verästelungen gesungen und gespielt von den Solistinnen und Solisten Magdalene Harer, Anne Bierwirth, Tobias Hunger und Markus Flaig, dem Voktett Hannover und La festa musicale. Großer Dank an Lajos Rovatkay für diese Wiederentdeckung. Denn Gregor Joseph Werner ist ganz gewiss mehr als ein Kleinmeister im Schatten Haydns.

Sendungsthema aus "Tafel-Confect" vom 11. Februar 2024, 12.05 Uhr auf BR-KLASSIK