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Was heute geschah – 10. Juni 1941 Hedy Lamarr und George Antheil melden ein Patent an

"Hier saß zweifellos die schönste Frau des Planeten", erinnert sich George Antheil an die erste Begegnung mit der Filmdiva Hedy Lamarr. "Viele Kinoköniginnen sehen in natura längst nicht so gut aus wie auf der Leinwand, bei dieser war es genau umgekehrt." Der Komponist und die Schauspielerin lernen sich bei einem Dinner eines gemeinsamen Freundes kennen. Eine Begegnung mit erstaunlichen Folgen.

Die Schauspielrin Hedy Lamarr im Film "Samson and Delilah" | Bildquelle: picture alliance / Everett Collection

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Der Beitrag zum Anhören

Denn die Österreicherin besitzt nicht nur Anmut, sondern auch Grips. Während ihrer Ehe mit dem Rüstungsindustriellen Fritz Mandl hat sie erfahren, dass sich viele U-Boot-Torpedos nicht richtig lenken lassen und ihr Ziel verfehlen. Denn das Funksignal wird nur auf einer Frequenz gesendet und kann so leicht gestört werden. Nachdem sie Europa für eine Hollywood-Karriere hinter sich gelassen hat, führt Hedy Lamarr ein kurioses Doppelleben: Am Tag spielt sie das naive Glamour-Girl, abends tüftelt sie an einer neuen Fernsteuerung für Torpedos – ein Beitrag zum Krieg gegen die Nazis.

Lochstreifen als fehlendes Puzzleteil

Der Komponist George Antheil | Bildquelle: picture-alliance / akg-images Der Komponist George Antheil | Bildquelle: picture-alliance / akg-images George Antheil experimentiert seit seinem Skandalerfolg "Ballet Mécanique" mit automatischen Klavieren. Antheil synchronisiert die Klaviere mit identischen Lochstreifen. Befindet sich ein gestanztes Loch auf dem Papier, wird die entsprechende Note gespielt. Als Antheil Lamarr dieses Prinzip erklärt, ist sie begeistert: Das ist das fehlende Puzzleteil für ihre Torpedo-Steuerung! In der Torpedo-Steuerung und dem Sender des Leit-Signals soll ein identisches Lochkartenprogramm ablaufen und permanente Wechsel der Funkfrequenz synchronisieren. Störungssicher.

Ablehnung durch die Navy

Als Lamarr und Antheil am 10. Juni 1941 ein Patent für dieses "Secret Communication System" anmelden, bleibt der erhoffte Erfolg jedoch aus. Es sei zu schwer für die Torpedos, sagt die Navy. Antheil hält das für ein Missverständnis: "Unser Mechanismus ist so klein, dass er in jede Armbanduhr passt. Im Patent hatten wir angegeben, ein Teil des Mechanismus funktioniere ähnlich wie ein Pianola. Es war zweifellos unser größter Fehler. Ich sehe sie vor mir, wie sie sagen: Mein Gott, so ein Pianola kriegen wir doch niemals in ein Torpedo!"

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Hedy Lamarr - Geheimnisse eines Hollywood Stars (Doku 2006) | Bildquelle: Plasmafuse (via YouTube)

Hedy Lamarr - Geheimnisse eines Hollywood Stars (Doku 2006)

Das Potenzial wurde spät erkannt

Nach dem Ende des zweiten Weltkriegs verstaubt das Frequenzsprungverfahren in den Schubladen der Militärs. Erst ab Mitte der 50er Jahre entwickelt man den Mechanismus weiter. Als ihn die US-Army 1981 für die zivile Nutzung freigibt, dauert es nicht lang, bis die Telekommunikationsbranche das Potenzial erkennt. Datenübertragung auf ständig wechselnden Frequenzen, um Funkstörungen zu vermindern – das ist heute die Basis von drahtlosem Internet, Bluetooth und GPS.

Was heute geschah

Unsere Reihe "Was heute geschah" zu bemerkenswerten Ereignissen der Musikgeschichte können Sie auch 7:40 Uhr und um 16:40 Uhr auf BR-KLASSIK im Radio hören. Weitere Folgen zum Nachhören finden Sie hier.

Sendung: "Allegro" am 10. Juni 2021 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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