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Donaueschinger Musiktage 1926 Starkomponisten schreiben für mechanisches Klavier

25. Juli 1926: Paul Hindemith, Ernst Toch und Gerhart Münch komponieren für die Donaueschinger Musiktage Stücke für Welte-Mignon. Das ist ein mechanisches Klavier, das sich wie von Geisterhand bewegt. Die Besucher sind einigermaßen überrascht von, dem, was sie da zu hören – und zu sehen – bekommen...

Ibach-Welte-Flügel von 1924 | Die wildern 20er | Bildquelle: Wikimedia Commons | BR-KLASSIK

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Das Kalenderblatt zum Anhören

Wie kam es zu dieser ungewöhnlichen Demonstration? Der 1. Weltkrieg ist erst ein paar Jahre her, die Welt liegt noch in Scherben, das Schloss im Schwarzwälder Städtchen Donaueschingen aber steht noch. Fürst Max Egon hat den Krieg und das Ende der Monarchie glimpflich überstanden und will seinen Untertanen etwas Gutes tun. Sich selber auch natürlich. Er hätte gern wieder eine Hofkapelle, (die alte hatte sich schon vor Jahrzehnten aufgelöst). Von der städtischen Gesellschaft der Musikfreunde lässt sich der Fürst dann aber überreden, nicht den Glanz alter Tage zu beschwören und barocke Hofmusik zu spielen, sondern junge aufstrebende Talente zu fördern und zu präsentieren. Mit einem kleinen sommerlichen Musikfest, so zwei, drei Tage. "Wir wollen es versuchen", sagt der Fürst, "mit unseren schwachen Kräften beizutragen zur Förderung unseres heute schwer ringenden künstlerischen Nachwuchses".

Hindemith wird Künstlerischer Leiter in Donaueschingen

Und so gehen sie los, die "Donaueschinger Kammermusik-Aufführungen zur Förderung zeitgenössischer Tonkunst". Paul Hindemith – er ist Mitte 20 und ein vielversprechender junger Komponist – darf in der ersten Festivalausgabe eigene Sachen aufführen, und das ist so erfolgreich, dass man ihn kurzerhand zum Künstlerischen Leiter ernennt.

Lochstreifen, Luftdruck und mechanische Finger

Und dann geht's Schlag auf Schlag: Hindemith lädt Schönberg, Berg und Webern nach Donaueschingen, Strawinsky und Hanns Eisler. Er vergibt Kompositionsaufträge, bezieht experimentelle Formen oder den Tanz mit ein – und 1926 auch exotische Instrumente: Da bestellt Paul Hindemith Kompositionen für ein mechanisches Musikinstrument, einen Selbstspielflügel der Firma Welte aus Freiburg, der mit Lochstreifen und Luftdruck und mechanischen Fingern arbeitet. Die Kollegen Gerhart Münch und Ernst Toch steuern Stücke bei, ebenso wie Hindemith selbst. Vorgetragen von einem Flügel, der, wie von Geisterhand bewegt, allein spielt. An diesem Sommertag im fürstlichen Schloss Donaueschingen vor einem staunenden Publikum…

Ein Stück von Ernst Toch für mechanisches Klavier

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Welte Mignon Licensee, Ernst Toch "The Juggler" | Bildquelle: ampicoab (via YouTube)

Welte Mignon Licensee, Ernst Toch "The Juggler"

Was heute geschah

Unsere Reihe "Was heute geschah" zu bemerkenswerten Ereignissen der Musikgeschichte können Sie auch um 7:40 Uhr, um 13:30 Uhr und um 16:40 Uhr auf BR-KLASSIK im Radio hören. Weitere Folgen zum Nachhören finden Sie hier.

Sendung: "Allegro" am 25. Juli 2023 ab 06:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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