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19. Oktober 1916 – Emil Gilels wird geboren Genialer Pianist mit riesigem Repertoire

Sein erstes Konzert gab er im Alter von zwölf Jahren. Und als der sechzehnjährige Rotschopf dem berühmten Artur Rubinstein vorspielte, zeigte der sich leicht verunsichert, ja fast verschreckt angesichts der fulminanten Virtuosität des jungen Mannes. Auch seinen wichtigsten Lehrer, den legendären sowjetischen Klavierpapst Heinrich Neuhaus, machte Gilels ratlos mit seiner ungestümen jugendlichen Kraft und technischen Perfektion.

Emil Gilels | Bildquelle: archiv.emilgilesfoundation

Bildquelle: archiv.emilgilesfoundation

In den dreißiger Jahren gewann Emil Gilels schließlich auch eine Reihe wichtiger Wettbewerbe, etwa in Wien und Brüssel. Doch der Ausbruch des Zweiten Weltkriegs führte dazu, dass seine frühe Karriere ganz auf die Sowjetunion beschränkt blieb. Hier allerdings war Gilels neben Swjatoslaw Richter der herausragende sowjetische Pianist, der 1944 etwa die ihm gewidmete Achte Klaviersonate von Sergej Prokofjew aus der Taufe hob.

Weltweite Konzerttätigkeit mit Hindernissen

Der Pianist Emil Gilels | Bildquelle: Deutsche Grammophon Emil Gilels | Bildquelle: Deutsche Grammophon Erst in den fünfziger Jahren durfte Gilels weltweit konzertieren. Er gehörte neben Richter, Oistrach und Rostropowitsch zu den Ersten, die die allmächtige staatliche Moskauer Künstleragentur "Goskonzert" auch zum Klassenfeind in die Vereinigten Staaten reisen ließ. Noch Jahrzehnte später, auf dem Gipfel seines Ruhmes, klagte Gilels freilich insgeheim immer wieder darüber, wie sehr er unter den teilweise absurden Schikanen der sowjetischen Kulturbürokratie litt. Denn hinter seiner robusten, ungemein vital wirkenden Erscheinung verbarg sich eine hochsensible, gelegentlich reizbare Künstlernatur. Vor allem in späteren Jahren trat die bravouröse, energiegeladene und schwungvolle Brillanz ein wenig in den Hintergrund und konnte – etwa in den späten Klavierstücken von Johannes Brahms – einer fast meditativen Versenkung weichen.

Ungebrochene Neugier

Die rastlose Tourneetätigkeit, wohl auch die stets ungebrochene Neugier und Lust, sein ohnehin riesiges Repertoire noch zu erweitern, sowie sicher die jahrzehntelange, ununterbrochene Lehrtätigkeit am Moskauer Konservatorium forderten – ganz ähnlich wie bei David Oistrach – ihren Preis: 1981 erlitt Gilels einen Herzinfarkt. Vier Jahre später starb dieser große Pianist des 20. Jahrhunderts wenige Tage vor seinem 69. Geburtstag.

Emil Gilels spielt Tschaikowskys b-Moll-Konzert

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TCHAIKOVSKY  Piano Concerto in B flat  EMIL GILELS  1959 | Bildquelle: roger bridgland (via YouTube)

TCHAIKOVSKY Piano Concerto in B flat EMIL GILELS 1959

Was heute geschah

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Sendung: "Allegro" am 19. Oktober 2022 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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