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Johann Sebastian Bach zieht um Ein Kapellmeister aus Köthen wird Thomaskantor

Leipzig, 22. Mai 1723. Johann Sebastian Bach und seine Familie beziehen die Kantorenwohnung in der Thomasschule. Am 13. Mai hatte Bach seine Bestallungsurkunde als neuer Thomaskantor unterschrieben. Der Wechsel von Köthen nach Leipzig ist für ihn ein Karrieresprung. Aber richtig glücklich machen wird er ihn nicht ...

Porträt Johann Sebastian Bach am Weimarer Hof von Johann Ernst Rentsch. | Bildquelle: BR/BR

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Es ist ein Samstag, als Johann Sebastian Bach von Köthen ins etwa 60 Kilometer entfernte Leipzig zieht. Den Anfang machen vier mit Hausrat bepackte Wagen, die gegen Mittag durch die Straßen der sächsischen Großstadt rattern. Ihr Ziel ist die Thomasschule. Die auf zwei Kutschen verteilte Familie des neuen Thomaskantors folgt zwei Stunden später, um die renovierte Dienstwohnung im Südflügel des Schulgebäudes in Beschlag zu nehmen. Dass wir von diesen Umständen wissen, verdanken wir dem "Holsteinischen Correspondenten". Dass eine Zeitung aus Hamburg darüber berichtet, zeigt wiederum, wie bedeutend die Stelle des Leipziger Thomaskantors im spätbarocken Musikleben ist.

Bach war für Leipzig nicht erste Wahl

Die Thomaskirche und die Thomasschule in Leipzig, 1838 | Bildquelle: picture alliance / Heritage Images | Fine Art Images Die Thomaskirche und die Thomasschule in Leipzig | Bildquelle: picture alliance / Heritage Images | Fine Art Images Vor vierhundert Jahren ist Leipzig eine internationale Messe- und Universitätsstadt. Die Ansprüche der Ratsherren an ihren Thomaskantor sind deshalb groß. Als sich Bach Ende 1722 für die vakante Position beworben hatte, war er nicht ihre erste Wahl gewesen. Die Stadtoberen hätten gerne die höher eingeschätzten Komponisten Christoph Graupner oder Georg Philipp Telemann engagiert. Und nicht einen Hofkapellmeister aus einem provinziellen Fürstentum, dem sprichwörtlichen "Kuh-Köthen".

Ein Versprechen erfüllt sich nicht

Bach hatte ein anspruchsvolles Auswahlverfahren durchlaufen müssen. Darunter eine Prüfung in Theologie und Latein. Ein Thomaskantor ist Schullehrer, Komponist und Leiter der gesamtstädtischen Kirchenmusik in Personalunion. Am 13. Mai 1723 hatte Bach seine Bestallungsurkunde unterschrieben, am 22sten des Monats zieht er um. Der 37-jährige betrachtet den Wechsel nach Leipzig als Karrieresprung. Deshalb akzeptiert er ein geringeres Gehalt, als er es in Köthen bekommen hat. Die Leipziger garantieren Bach, er könne dies mit Nebenbeschäftigungen mehr als nur kompensieren. Das Versprechen wird sich jedoch nicht erfüllen. Das ist einer der Gründe, warum Johann Sebastian Bach als Thomaskantor nicht so richtig glücklich werden wird.

Mit dieser Kantate begann Bach seinen Dienst in Leipzig

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Bach - Cantata Die Elenden sollen essen BWV 75 - Kuijken | Netherlands Bach Society | Bildquelle: Netherlands Bach Society (via YouTube)

Bach - Cantata Die Elenden sollen essen BWV 75 - Kuijken | Netherlands Bach Society

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Sendung: "Allegro" am 22. Mai 2023 ab 06:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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