BR-KLASSIK

Inhalt

Johann Strauß in Boston Dort dirigiert er ein 800-Mann-Orchester

Boston, 17. Juni 1872. Johann Strauß dirigiert ein über 800 Mann starkes Orchester zur Eröffnung des Festivals "World Peace Jubilee". Dafür war eigens das Boston Coliseum errichtet worden, eine 165 m lange,105 m breite und 32 m hohe Halle für 100.000 Menschen. Veranstalter war Patrick Gilmore, der selbst den Zigeunerchor aus Verdis "Troubadour" mit 100 Ambossen und einem Chor von 20.000 Mitwirkenden dirigiert. Es ist ein Konzert der Superlative – auch für Strauß, der für seine Auftritte beim vierwöchigen Festival 100.000 $ erhalten haben soll (das entspräche heute 2,4 Millionen €).

Bildquelle: picture-alliance / akg-images

Das Kalenderblatt zum Anhören

Der Komponist erinnert sich: "Auf der Musikertribüne befanden sich tausende Sänger und Orchestermitglieder, und ich sollte das dirigieren! Zwar waren mir 20 Subdirigenten beigegeben, aber denken Sie sich nur meine Lage angesichts eines Publikums von 100.000 Amerikanern! Da stand ich also auf dem obersten Dirigentenpult und dachte: Wie wird die Geschichte anfangen und wie wird sie nur enden?“

800 Musiker spielen den Donauwalzer

Das hat selbst Johann Strauß noch nicht erlebt! Ein Festival der Superlative und er selbst als Hauptattraktion! So lässt er sich nur allzu gern von der in den USA üblichen Gigantomanie anstecken und übertreibt maßlos. Denn statt tausender hat er tatsächlich nur 800 Musiker zu dirigieren, und die spielen im eigens errichteten 165 m langen,105 m breiten und 32 m hohen Boston Coliseum natürlich den "Donauwalzer", schon damals ein Weltschlager. Strauß berichtet: "Am Ende brüllte die 100.000-köpfige Zuhörerschaft Beifall, ich athmete auf, als ich wieder festen Boden unter meinen Füßen fühlte. Am nächsten Tag musste ich vor einer Armee von Impresarios die Flucht ergreifen, die mir für eine Tournee durch Amerika ein ganzes Kalifornien versprachen.“

Die Konzerte in Boston werden zum Triumph

Seine 16 Auftritte beim "World Peace Jubilee" in Boston werden für Johann Strauß zum Triumph und bringen ihm das stattliche Honorar von 100.000 Dollar ein. Aus der Amerika-Tournee wird allerdings nichts; dazu ist der Komponist zu wenig abenteuerlustig. Nur in New York gibt er noch drei Konzerte, in denen er seine "Manhattan-Waltzes" präsentiert und bei mancher Zeitung einen eher zwiespältigen Eindruck hinterlässt: "Es gibt keine Bewegung des Körpers, die der elektrische Strauß nicht verwendet. Selbst Geige, Bogen, Ellbogen, Hüften und jeden Muskel seines Gesichtes benutzt er, um seine Wünsche auf die Musiker zu übertragen. Die Wiener sind über diese Art, ein Orchester zu leiten, begeistert. Ich finde es unwürdig."

YouTube-Vorschau - es werden keine Daten von YouTube geladen.

An der schönen blauen Donau - Fabio Luisi & Wiener Symphoniker - Frühling in Wien 2010

Was heute geschah

Unsere Reihe "Was heute geschah" zu bemerkenswerten Ereignissen der Musikgeschichte können Sie auch um 8:40 Uhr, um 12:30 Uhr und um 16:40 Uhr auf BR-KLASSIK im Radio hören. Weitere Folgen zum Nachhören finden Sie hier.

Sendung: "Allegro" am 17. Juni 2025 ab 06:05 Uhr auf BR-KLASSIK

Kommentare (0)

Bitte geben Sie höchstens 1000 Zeichen ein. (noch Zeichen)
Bitte beachten Sie, dass Ihr Kommentar vor der Veröffentlichung erst noch redaktionell geprüft wird. Hinweise zum Kommentieren finden Sie in den Kommentar-Richtlinien.

Spamschutz*

Bitte geben Sie das Ergebnis der folgenden Aufgabe in Ziffernschreibweise ein:

Eins minus eins ergibt?
Zu diesem Inhalt gibt es noch keine Kommentare.

Mehr zum Thema

Neu bei BR-KLASSIK

    AV-Player