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Die Klavierbauerin Nannette Streicher Auch Beethoven liebte ihre Instrumente

Augsburg, 2. Januar 1769. Nannette Streicher wird geboren. Zu einer Zeit, als bürgerliche Frauen sich auf Ehe, Familie und schöngeistige Hobbies zu konzentrieren hatten, tritt sie selbstbewusst als Klavierbauerin, Pianistin und Unternehmerin auf.

Nannette Streicher, Klavierbauerin | Bildquelle: © Wikipedia / Ludwig Krones

Bildquelle: © Wikipedia / Ludwig Krones

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Nannette Streicher kam als Tochter des berühmten Augsburger Klavier- und Orgelbauers Johann Andreas Stein zur Welt und lernte bei ihm das Klavierhandwerk von der Pike auf. "Mein mir unvergesslicher Vater konnte mich mit nichts härter strafen, wenn ich eine Arbeit nicht gleich begreifen konnte, als wenn er mir sagte: Du bist halt ein Weibsbild!". So erinnerte sie sich später.

Ein Markenname, der etwas galt

Nach dem Tod des Vaters übernahm sie 23-jährig den Betrieb, transferierte ihn nach Wien und baute ihn gemeinsam mit ihrem Mann Andreas Streicher zu einem europaweit renommierten Unternehmen aus. "Nannette Streicher, née Stein" – das war ein Markenname, der etwas galt in der Welt der Tastenvirtuosen, Komponisten und Musikliebhaber.

 "Nahrung für die Seele"

Der kantable, modulationsfähige Klang und die leichtgängige Mechanik ihrer Instrumente zeichneten sie vor der Konkurrenz von rund 150 Wiener Klaviermanufakturen aus. Ein Jahrbuch der Tonkunst empfahl 1796 jenen Klavierspielern, die einen "starken Ohrenschmaus und ein gewaltiges Geräusche" lieben, ein Walterisches Fortepiano, während jene, die "Nahrung für die Seele suchen" mit einem Streicher-Instrument am besten beraten seien.

Streicher-Flügel sind noch heute begehrt

Ein  Streicher-Hammerflügel aus dem Jahr 1827 | Bildquelle: picture alliance / ZB | Martin Schutt Ein Streicher-Hammerflügel aus dem Jahr 1827 | Bildquelle: picture alliance / ZB | Martin Schutt Selbst Beethoven liebte den feinen Streicher-Klang, war eng mit der Familie befreundet, testete und beurteilte neue Modelle. Dafür brachte Nannette organisatorische Strukturen in seinen chaotischen Junggesellenhaushalt. Dabei hatte sie selbst drei Kinder zu versorgen, war in der Werkstatt omnipräsent, korrespondierte mit Kunden und ließ im hauseigenen Konzertsaal junge Talente und berühmte Virtuosen auftreten – mit Streicher-Flügeln natürlich, auch das eine zukunftsweisende Marketingstrategie. Heute ruht sie in einem Ehrengrab auf dem Wiener Zentralfriedhof, in unmittelbarer Nähe zu so vielen großen Komponisten, die ihre Instrumente spielten und schätzten. Noch heute sind die kostbaren Hammerflügel der "Streicherin" begehrt – bei allen, die sich Gedanken über den authentischen Klavierklang für Mozart, Haydn und Beethoven machen – und "Nahrung für die Seele" suchen.

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Effektvoll auf dem Markt: Nannette Streichers Flügel, Wien 1816 | Bildquelle: Historisches Museum Basel (via YouTube)

Effektvoll auf dem Markt: Nannette Streichers Flügel, Wien 1816

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Unsere Reihe "Was heute geschah" zu bemerkenswerten Ereignissen der Musikgeschichte können Sie auch um 7:40 Uhr, um 12:30 Uhr und um 16:40 Uhr auf BR-KLASSIK im Radio hören. Weitere Folgen zum Nachhören finden Sie hier.

Sendung: "Allegro" am 02. Januar 2024 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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