BR-KLASSIK

Inhalt

Der Komponist Reynaldo Hahn Raffinierter Melodienzauberer

Caracas, Venezuela, 09. August 1874. Der Französische Komponist Reynaldo Hahn wird geboren. Er hat vier Brüder, fünf Schwestern, eine venezolanische Mutter und einen deutschen Vater, einen Hamburger Kaufmann. Nur die allerersten Kindheitsjahre verbringt Reynaldo am südlichen Rand der Karibik, dann geht es nach Paris.

Reynaldo Hahn | Bildquelle: © Gemälde von Lucie Lambert

Bildquelle: © Gemälde von Lucie Lambert

Das Kalenderblatt zum Nachhören

Reynaldo Hahn verbringt eine behütete Jugend. Großbürgerlich. Es mangelt an nichts. Er darf Musik studieren, und zwar bei einem der Großen: Jules Massenet. Dann findet er Anschluss an die angesagten Künstlerkreise, tummelt sich in den Salons der Belle Epoque, frönt der gepflegten Konversation, gibt Kostproben seiner schönen Singstimme und begleitet sich dazu selbst am Klavier.

Gemeinsame Projekte mit Marcel Proust

In einem dieser Pariser Salons lernt er Marcel Proust kennen. Die beiden verlieben sich sofort unsterblich ineinander, werden ein Paar, zwei Jahre lang. Danach bleiben sie (ein oft beschworener, aber wahrlich seltener Fall!) enge Freunde, die sich gegenseitig inspirieren. Sie planen gemeinsame Projekte, darunter eine Chopin-Biografie und eine Oper.

Die Nazis verbieten seine Musik

Reynaldo Hahn hat zunehmend Erfolg mit seinen Liedern, der Kammermusik und französischen leichten Opern. Den Ersten Weltkrieg übersteht er unbeschadet, arbeitet dann als Komponist, Sänger, Dirigent, Kritiker und Lehrer – dann holen ihn die Zeitläufe ein: deutsche Besatzung. Die Nazis verbieten erst seine Musik, lassen ihn dann aber als "verdünnt jüdisch" in Ruhe.

Feines Gespür für die Valeurs der Poesie

Nach dem Krieg gelingt es ihm wieder, Anschluss zu finden: er wird sogar Operndirektor in Paris. In seiner Tonsprache, mit seinen romantischen Opern und Liederzyklen bleibt Reynaldo Hahn etwas altertümlich. Aber auch ein raffinierter Melodienzauberer. Etwas parfümiert, mit dem feinen Gespür für die Valeurs der Poesie. Seine große Liebe, der früh verstorbene Marcel Proust, hat ihn charakterisiert als ein "geniales Musikinstrument", das die Herzen umarmt und alle Augen benetzt, wie ein stilles und feierliches Wogen des Weizens unter dem Wind.

YouTube-Vorschau - es werden keine Daten von YouTube geladen.

DiDonato  • Hahn: Venezia (Carnegie Hall 2014) | Bildquelle: operacarioca (via YouTube)

DiDonato • Hahn: Venezia (Carnegie Hall 2014)

Was heute geschah

Unsere Reihe "Was heute geschah" zu bemerkenswerten Ereignissen der Musikgeschichte können Sie auch um 7:40 Uhr, um 13:30 Uhr und um 16:40 Uhr auf BR-KLASSIK im Radio hören. Weitere Folgen zum Nachhören finden Sie hier.

Sendung: "Allegro" am 09. August 2023 ab 06:05 Uhr auf BR-KLASSIK

MEHR ZUM THEMA

NEU BEI BR-KLASSIK

    AV-Player