Im Jahr 1609 reiste Heinrich Schütz nach Italien und erlebte den Zauber einer anderen Kultur. Hier komponierte er sein erstes vollgültiges Werk - und zwar in italienischer Sprache. War er ein Mittler zwischen zwei Kulturen? Wiebke Matyschok sprach mit Konrad Junghänel über diese Madrigale.
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Das starke Stück
Schütz - Italienische Madrigale
Heinrich Schütz ist eine fast schon märchenhafte Geschichte widerfahren. 1609 war er Student der Juristischen Fakultät in Marburg. Vielleicht wusste er da ja gar nicht, wie ihm geschah. Auf jeden Fall wusste er immer noch nicht, ob er Musiker werden sollte. Denn Landgraf Moritz von Hessen, ein musisch interessierter Fürst, hatte ihn als Jungen bereits so lieblich singen gehört, dass er ihn an seinem Hof hatte ausbilden lassen. Den jungen Mann zog es später dennoch zum Studium der Rechte.
Schließlich tauchte jener musisch interessierte Fürst eines Tages in der Universitätsstadt Marburg auf. Und so kam der junge Mann unverhofft zu einem Studium der Musik. Es lockte das Land der Musik, wo ein hochberümbter, aber doch ziemlich alter Musikus und Komponist noch am Leben war: Giovanni Gabrieli. Der hatte im Markusdom von Venedig mehrchörig musizieren lassen zu 16 oder 19 oder manchmal sogar zu 22 Stimmen. Schließlich sollte unter seiner Anleitung jener Jura-Student sein Gesellenstück schreiben: Il primo libro de Madrigali di Henrico Sagittario, Alemanno. Anno 1611.
"Gleich das erste Madrigal 'O Primavera' lebt von dem ganzen Duktus, der Harmonie. Der musikalische Sprachverlauf ist so eng verknüpft mit der italienischen Sprache, das würde man auf Deutsch nie so schreiben." (Konrad Junghänel)
Doch Heinrich Schütz wollte kein anderer Gabrieli werden. Er verließ Venedig 1613, nachdem sein Lehrer Giovanni Gabrieli gestorben war. Zurück aus Italien komponierte er Musik in deutscher Sprache. "Aus sonderbare Affection zu seinem guten Andenken" - hatte ihm dieser auf dem Sterbebett noch einen Ring vermacht! Wollte er wieder zu juristischen Büchern und gelehrten Abhandlungen greifen? Er war inzwischen ein Musiker geworden. Seinen fürstlicher Gönner übrigens, Markgraf Moritz von Hessen, hatte er tönend verewigt in seinem Opus eins.
Heinrich Schütz: Italienische Madrigale, op. 1
Cantus Cölln
Konrad Junghänel, Leitung
Label: harmonia mundi