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Wayne Shorter wird geboren Der Saxophonist mit dem überirdischen Ton

Newark, New Jersey, 25. August 1933: Wayne Shorter wird geboren. Er war ein Musiker, der in vielen berühmten Aufnahmen Leuchtspuren zog: ob in frühen Jahren bei Trompeter Miles Davis, ob mit der Rockjazz-Institution Weather Report, mit Songschreiberinnen wie Joni Mitchell und Norah Jones oder auch mit den Rolling Stones. Sein feiner, nie klischeehafter Klang auf dem Tenor- und dem Sopransaxophon formte Introvertiertheit zu Kunst von enormer Intensität.

Wayne Shorter Jazzsaxophonist | Bildquelle: © Robert_Ascroft

Bildquelle: © Robert_Ascroft

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Ein Meisterstück von ihm: "Infant Eyes", aufgenommen an Weihnachten 1964 von Saxophonist Wayne Shorter und seiner mit anderen Weltstars wie Pianist Herbie Hancock und Schlagzeuger Elvin Jones besetzten Band. Die Einspielung zeigt besonders gut, wie Shorters Ton war: voller Ruhe und gleichzeitig voller Intensität. So fein modelliert, dass der Musiker damit Maßstäbe setzte. Der amerikanische Musiker Wayne Shorter stand für Saxophontöne von besonders inniger Strahlkraft. Und das über sechs Jahrzehnte lang.

Erste große Karrierestation bei Miles Davis

Shorter war ein leiser Gigant mit äußerst nachhaltiger Durchsetzungskraft. In seinem Geburtsort Newark wuchs Wayne Shorter auf, absolvierte dort die High-School im künstlerischen Zweig und dann ein Musiklehrer-Studium in New York. Mit 16 Jahren lernte er Klarinette, bald aber stieg er auf Tenorsaxophon um. Bei den Jazz Messengers von Art Blakey verdiente er sich die Sporen, bei Trompeter Miles Davis legte er von 1964 an das Fundament für eine große Karriere. Schon für Miles Davis schrieb Shorter herausragende Stücke. Shorters frühes Meisterstück "Footprints" erschien zuerst auf dem Miles-Davis-Album "Miles Smiles" (1967), auch wenn der Komponist des Stücks es vorher schon für ein eigenes Album aufgenommen hatte, "Adam's Apple", das nach "Miles Smiles" erschien.

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“Footprints” - The Miles Davis Quintet Live In Sweden: October 31st, 1967 | Bildquelle: Herbie Hancock (via YouTube)

“Footprints” - The Miles Davis Quintet Live In Sweden: October 31st, 1967

Riesenschritte zum Sound des nächsten Jahrzehnts

Mit Themen wie demjenigen der so griffigen wie subtilen Komposition "Footprints" hinterließ Shorter starke Fußabdrücke. Das Stück ist noch heute ein Standard des Jazz. Riesenschritte machte Shorter zusammen mit Kollegen wie Pianist Herbie Hancock bei Miles Davis. Und sie führten direkt zu einem Sound, der im nächsten Jazz-Jahrzehnt eine bedeutende Rolle spielen sollte.

Der Rockjazz von Weather Report

Es waren die Siebziger. Der Jazz mischte sich mit Rock. Und Wayne Shorter prägte mit Keyboarder Joe Zawinul den Klang einer Band, die den feinsten Sinn für neue Wetterlagen der improvisierten Musik hatte – sie hieß denn auch: Weather Report. Oft spielte Wayne Shorter hier auch das höhere Instrument seiner Familie: das Sopransaxophon. Gerade mit dem zog Shorter Leuchtspuren in vielen Konzerten und Aufnahmen. Und begleitete mal auch die Songpoetin Joni Mitchell, die Rolling Stones und die junge Grammy-Sensation Norah Jones.

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WEATHER REPORT   -  Duet (Zawinul & Shorter) | Bildquelle: Jazz 4 All (via YouTube)

WEATHER REPORT - Duet (Zawinul & Shorter)

Er schrieb auch eine Oper

Sofort erkennbar war der Shorter-Sound auch in diesen vielen Einspielungen als Gast. In der Mitte des Songs "Burn" von Norah Jones – und immer wieder an anderen Stellen im Hintergrund – glommen ganz feine Töne das Sopransaxophons von Wayne Shorter und weiteten sofort die Dimensionen des Songs: typisch für ihn, einen Musiker, der stets nach anderen Ebenen der Musik strebte. In seiner Spätphase komponierte er eine Oper nach einem Stoff der griechischen Mythologie, "Iphigenia", zu dem die junge Bassistin Esperanza Spalding den Text geschrieben hatte und die im November 2021 uraufgeführt wurde.

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Esperanza Spalding and Wayne Shorter present Iphigenia | Bildquelle: ArtsEmerson (via YouTube)

esperanza spalding and Wayne Shorter present Iphigenia

Mehr Grammys als Norah

Wayne Shorter gewann im Laufe seines Lebens 12 Grammys (drei mehr als Norah Jones bisher), den letzten davon wenige Wochen vor seinem Tod. 89 Jahre alt wurde dieser Saxophon-Feingeist und bekennende Buddhist. Er starb am 2. März 2023 in Los Angeles. Sein Klang wird ihn lange überleben. Shorter währt länger.

Was heute geschah

Unsere Reihe "Was heute geschah" zu bemerkenswerten Ereignissen der Musikgeschichte können Sie auch um 7:40 Uhr, um 12:30 Uhr und um 16:40 Uhr auf BR-KLASSIK im Radio hören. Weitere Folgen zum Nachhören finden Sie hier.

Sendung: "Allegro" am 25. August 2023 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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