Ungemein lässig, aber auch hochvirtuos verbindet Monty Alexander Jazz und Reggae, die entspannte Popmusik der Karibikinsel Jamaika. Am 6. Juni 2024 wird der Pianist 80 Jahre alt.
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"I’m both." Monty Alexander ist beides. Zwei unterschiedliche Persönlichkeiten, zwei unterschiedliche Stile verschmelzen bei ihm zu einem Groove - einem unwiderstehlichen.
Er ist ein herausragender, ein schier überirdischer Jazzpianist. Virtuoseste Läufe perlen nur so aus seinen Fingern. Seinem Vorbild Oscar Peterson, der kanadischen Jazzlegende mit singulären technischen Fähigkeiten und berauschendem Swing, steht Monty Alexander in nichts nach. Kernig und bedingungslos swingend sind seine Soli. Aber das ist nur eine Seite des Pianisten. Die andere ist die lässige, die entspannt-vibrierende. Nicht zu überbieten ist die Coolness des Musikers, relaxed bis in die Haarspitzen groovend es bei ihm.
Das liegt an Monty Alexanders Wurzeln und der ganz frühen musikalischen Prägung. "Ich wurde auf Jamaika geboren und bin dort aufgewachsen, genau wie Bob Marley, aber in den 60er Jahren fand ich mich in Amerika wieder, im Kreis der Meister des Jazz. Ich liebe Louis Armstrong genauso wie jamaikanische Folksongs. Das ist eine Welt für mich." Und kein anderer bringt diese beiden Welten so organisch und natürlich zusammen wie Monty Alexander.
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Monty Alexander - Running Away Bob Marley
Am 6. Juni 1944 kam Montgomery Bernard Alexander in Kingston, Jamaika, zur Welt und Musik interessierte ihn schon früh. Mit vier Jahren, so die Legende, konnte er schon am Klavier Melodien nach Gehör nachgespielt haben. Als Kind erlebte er Trompeter Louis Armstrong im Carib Theater in Kingston und das beeindruckte ihn nachhaltig.
Auch die Musik von Pianist und Sänger Nat King Cole war und ist immer noch eine große Inspiration. Das Triokonzept, bei dem das Klavier die Hauptstimme bildet, hat Alexander für sich übernommen, ähnlich, wie es auch beim Oscar Peterson Trio war. Das Klavier gestaltet die komplette musikalische Dramaturgie, Bass und Schlagzeug liefern das swingende oder groovende Fundament.
Mit sechs Jahren erhielt Monty klassischen Klavierunterricht, aber mit 14 war er so für den Jazz entflammt, dass er am College diesen Stil schwerpunktmäßig studierte. 1961 zog Alexanders Familie in die USA nach Miami, Florida. Dort wurde Monty mit gerade 17 Jahren Hauspianist eines Clubs. Frank Sinatra und der New Yorker Restaurantbesitzer Jilly Rizzo hörten ihn dort. Rizzo verpflichtete Monty daraufhin für eines seiner Restaurants in New York, schon war der junge Pianist mittendrin in der Jazzszene. Er lernte die Stars kennen, spielte mit Bassist Ray Brown oder Vibraphonist Milt Jackson, traf Miles Davis und beide tauschten sich über den Boxensport aus, ein geteiltes Hobby des Trompeters und des Pianisten.
Auch in Europa trat Monty Alexander auf, mehrmals etwa bei der Jazzwoche in Burghausen. Die lebensfrohe und virtuose Musik des Jamaikaners spricht sehr viele Menschen an und so wurde Monty Alexander selbst zum Star des Jazz. Große Erfolge feierte er auch beim legendären Jazzfestival in Montreux, wo mitreißende Live-Alben entstanden.
Monty Alexander | Bildquelle: Monty Alexander
Mehrere gesundheitliche Rückschläge überstand Alexander, er überwand eine Krebserkrankung und einen Schlaganfall. Mit 80 Jahren steht er immer noch auf der Bühne und tritt in diesen Tagen besonders häufig auf, um seinen Geburtstag zu feiern.
Auch ein neues Album präsentiert der Pianist zu seinem Geburtstag. "D-Day" heißt es und es nimmt Bezug auf den 6. Juni 1944. An dem Tag kam Alexander zur Welt und an dem Tag landeten die alliierten Truppen in der Normandie. Dieses geschichtsträchtige Ereignis verarbeitet Monty Alexander musikalisch, etwa in Stücken wie "River of peace" oder "June 6".
Mit der Musik möchte Monty Alexander immer Freude und Optimismus ausdrücken, selbst bei so einem schweren politischen Thema. "Jazz ist für mich Freiheit des Ausdrucks, positives Denken, tanzen, sich bewegen,."
Sendung: "Leporello" am 6. Juni ab 16.05 Uhr auf BR-KLASSIK
Sendung: "Jazztime" am 5. Juni ab 23.05 Uhr auf BR-KLASSIK
Kommentare (1)
Mittwoch, 05.Juni, 20:40 Uhr
Beate Schwärzler
Monty Alexanders ... Sprache ?
Sehr geehrter Herr Ulrich Habersetzer,
ich kenne Monty Alexander kaum, würde ihn aber gerne kennenlernen.
J a z z und R e g g a e - W a s für eine Jumellage !
Aber I h r e Sprache glaubte ich ein wenig zu kennen.
H i e r erkannte ich sie nicht.
Was die Sprache betrifft, schien mir der Artikel schlampig und lieblos hingehudelt zu sein.
Irgendwie ... fehlte da die Seele.
(Und ich weiß, daß Sie eine haben !)