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Petition gegen Konzertabsage in Amsterdam Rückendeckung für israelische Musiker gefordert

Aus Sicherheitsgründen angesichts der angekündigten pro-palästinensischen Demonstrationen hat das Amsterdamer Concertgebouw zwei Konzerte mit dem israelischen Jerusalem Quartet abgesagt. Und damit entrüstete Reaktionen provoziert. Die Entscheidung sei ein fatales Zeichen.

Amsterdam Concertgebouw, Frontansicht | Bildquelle: picture alliance / markus hoetzel/Shotshop

Bildquelle: picture alliance / markus hoetzel/Shotshop

Die Konzerte der vier israelischen Musiker des Jerusalem Quartet waren für den 16. und 18 Mai angesetzt. Die Begründung für die Absage der Konzerte lautete: Man wolle die Sicherheit von Mitarbeitern, Besuchern und Musikern gewährleisten. Die Entscheidung sei dem Haus nicht leichtgefallen, sagte ein Sprecher des Concertgebouw, aber man sei über Demonstrationen informiert worden und habe auf die "aktuellen Ereignisse" reagiert. Bereits zwei Mal hatten pro-palästinensische Demonstranten Konzerte des Quartetts in den Niederlanden Anfang des Jahres gestört.

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Evgeny Kissin, Misha Maisky, Martha Argerich unterschreiben Petition

Die Kritik gegen die Entscheidung des Concertgebouw wächst. Die jüdische Organisation CJO bezeichnete die Entscheidung als "unglaublich". Über 12.400 Personen (Stand 16.05.2024; 16:00 Uhr), darunter hunderte Musiker und Musikerinnen, wie Evgeny Kissin, Misha Maisky, Martha Argerich, Simon Rattle, Anne-Sophie Mutter, Lahav Shani, Semyon Bychkov und Avi Avital haben nun eine Petition unterschrieben, die das Stattfinden der Konzerte fordert und den Verantwortlichen harte Vorwürfe macht. Mit der Konzertabsage würden die niederländischen Administratoren sich "der Herrschaft des Mobs" unterwerfen, heißt es in der Petition vom 15. Mai 2024. Es wäre ihre Aufgabe, die "hart erkämpften demokratischen Werte und die Meinungsfreiheit" in der Gesellschaft zu stützen. Und weiter heißt es: "Wir müssen nicht weit in die europäische Geschichte zurückblicken, um zu sehen, was passiert, wenn Menschen genau die Verhaltensweisen akzeptieren, die ihren eigenen Untergang herbeiführen."

Die Unterzeichner ermahnen die Leitung des Concertgebouw, "die Bühne als Raum für den freien Ausdruck" zu verteidigen und fordern eine sofortige Wiedergutmachung.

Statement vom Jerusalem Quartet

Wir sind schockiert und tief betrübt, dass unsere Auftritte im Concertgebouw an diesem Wochenende nicht stattfinden können. Aufgrund der Gewalt auf den Straßen und der Drohungen gegen das Concertgebouw waren unsere Konzerte die einzigen, die abgesagt wurden, was Erinnerungen an dunklere Zeiten für jüdische Künstler in Europa wachruft. Wir stehen nun in engem Kontakt mit dem Concertgebouw, um Sicherheitsmaßnahmen für die Zukunft zu gewährleisten, damit diese Situation nie wieder einem Künstler widerfährt, und um so schnell wie möglich einen Ersatztermin zu finden.

Die immense Unterstützung, die wir in den letzten Tagen erhalten haben, ist überwältigend. Unser Quartett hat eine jahrzehntelange Beziehung zum Concertgebouw, und wir haben ein treues und engagiertes Publikum in den Niederlanden. Wir werden nicht zulassen, dass dieses Band zerreißt, und möchten unserem Publikum versichern, dass wir weiterhin auftreten und unsere Musik mit ihm teilen werden.

Update vom 17. Mai 2024

Simon Reinink, General Manager des Concertgebouw, hat ein Statement zur Kritik an der Konzertabsage auf den Online-Seiten des Hauses veröffentlicht. Darin versichert er u.a., dass weiterhin alle Musiker im Haus willkommen seien. Eines der beiden ursprünglich geplanten Konzerte soll nun am 18. Mai doch stattfinden.

Sendung: "Leporello" am Mittwoch, 15. Mai ab 16:05 Uhr auf BR-KLASSIK

Kommentare (4)

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Samstag, 18.Mai, 22:55 Uhr

Ilona Veit

Beschämend wie wir wieder die Israelis im Sticht

Ich bin zutiefst getroffen über dieses beschämende Verhalten.
Hamas und Islamisten haben ihr Ziel erreicht? Die haben keinen Respekt vor uns, weil wir eben nicht zusammen stehen.
Hat es damals nicht auch so angefangen?
Wir müssen dagegen aufstehen.
Das ist reine Ideologie , so, wie heute vielfach gezeigt.
Die Guten gegen die Bösen?
Und wer bestimmt das wieder?
Welche Medien protestieren endlich statt sogar kaum zu berichten?
Wir lassen die Israelis wieder allein?
Die zeigen uns doch wie es geht.Never again without defend!
Zusammenstehen das gibt Kraft.
Aber eben ohne jegliche Ideologie.
Geht das noch?
Wir kneifen wegen terroristischem aggressivem Verhalten?!
Niemals geht so ein aggressiver , sogenannter " Protest" von Israelis aus! Und wie weiter ?
Ich hoffe sehr, dass jeder von Ihnen einem israelischen Künstler seine unbedingte Solidarität schreibt.
Die sogenannte "humanitäre Welt"
steht nicht auf für die Geiseln?
Noch immer nicht?
Können wir uns selber noch im Spiegel anschauen?

Freitag, 17.Mai, 12:28 Uhr

Schumacher, Hans-Jürgen

Konzertabsage Jerusalemer Quartet

Mit der erzwungenen Konzertabsage des Jerusalemer Quartett haben die antisemitischen, antijudaistischen und pro-palästinensischen Hassbeutel auf ganzer Linie gewonnen! Jüdisches Leben, jüdische Kultur, jüdische Musik verhindern und später vernichten! Europa in Form der Niederlande weicht wieder einmal vor dem Islamismus zurück. Wie oft noch?

Donnerstag, 16.Mai, 21:06 Uhr

Jos Jacobs

Jerusalem Quartet

"Breaking News"

Am samstag wird gespielt!

Mittwoch, 15.Mai, 16:32 Uhr

Jos Jacobs

Jerusalem Quartett

Gut zu sehen dass auch meine am höchsten geschätzte Rundfunkanstalt ihre bzw. unsere Aufmerksamkeit lenkt auf diese scheinheilige Entscheidung in Amsterdam. Die weiteren Wörter fehlen mir...ich erinnere mich aber dass es im Anfang dieses Jahrhunderts gleichartige Probleme gab in Berlin rundum eine geplante Aufführung von Mozarts "Entführung." Kurz nach der Ukraine-Invasion, vor 2 Jahren also, konnte Tschaikowski's 2. Sinfonie in Haarlem nicht mehr ausgeführt werden. Offenbar wusste keiner dass gerade diese Sinfonie den Beinamen "die Ukrainische"erworben hat wegen des letzten Satzes um ein ukrainisches Thema...

"O tempora, o mores..."

Jos Jacobs
Maarn NL

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