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12. Dezember 1842 – Lea Mendelssohn Bartholdy stirbt Die Mutter von Fanny und Felix

Berlin, 12. Dezember 1842. Lea Mendelssohn Bartholdy stirbt. Sie ist Salondame und Mäzenin. Ist vernetzt in halb Europa und lädt regelmäßig zu Konzerten ins eigene Haus. Sie beherrscht drei Fremdsprachen und kann Homer im Original lesen. Ein Freund der Familie urteilt über sie: "Lea war nicht schön, aber reizend durch ihre sprechenden schwarzen Augen, durch ihr zartes, bescheidenes Benehmen, ihre geistvolle Unterhaltung voll heller Verstandesblitze und treffendem, aber schonend geäußertem Witz!"

Lea Mendelssohn, die Mutter von Fanny und Felix Mendelssohn | Bildquelle: PR

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Lea wächst jüdisch orthodox auf in einer für die damalige Zeit privilegierten Familie, die dieselben Rechte genießt wie Bürger christlichen Glaubens.Vier Kinder hat sie, zwei sind musikalisch hochbegabt: Fanny und Felix. Lea unterrichtet sie am Klavier und formt ihren musikalischen Geschmack.

Lea animiert Fanny zur Musik

Dass Felix Musiker und Komponist wird, ist klar. Damit das Judentum nicht zum Problem wird, werden die Kinder aus reinem Pragmatismus protestantisch getauft. Die Eltern ziehen bald nach, klammheimlich! Man will die jüdisch-orthodoxe Mutter von Lea nicht verärgern. Der größte Verdienst von Lea sind wahrscheinlich nicht die vielen Salons und Einladungen, die sie in Berlin gegeben hat. Sondern die Hartnäckigkeit, mit der sie Fanny zur Musik animiert hat. Schon bei Fannys Geburt soll sie ausgerufen haben: "Sie hat Bach'sche Fugenfinger!"

Felix bleibt aber hart

Felix und Fanny Mendelssohn | Bildquelle: picture-alliance/dpa /Montage: BR Felix und Fanny Mendelssohn | Bildquelle: picture-alliance/dpa /Montage: BR Die Männer im Haus – Vater Abraham und Bruder Felix – sind allerdings strikt gegen Fannys musikalische Laufbahn, obwohl Felix einige ihrer Werke unter seinem Namen veröffentlicht hat. Lea ist bekümmert, wünscht sich eine angemessene Anerkennung für die Tochter. Kurz vor ihrem Tod schreibt Lea an Sohn Felix: "Gestatte mir die Frage zu stellen. Sollte sie nicht eine Auswahl an Liedern und Klavierstücken herausgeben. Wäre es nicht billig, dass DU ihr Mut machst?" Felix bleibt hart: "Sie ist zu sehr Frau, wie es recht ist. Sie denkt weder ans Publikum noch an die musikalische Welt."  Das ist Unsinn, und Felix weiß das auch. Fanny liebt die musikalische Welt. Alle zwei Wochen tobt sie sich bei den Sonntagskonzerten im Gartensaal vor bis zu 300 Gästen aus. Mutter Lea hat ihr die Verantwortung übergeben: Und Fanny organisiert, spielt und dirigiert – sogar einen Chor mit über 50 Sängern.

Schließlich gibt Felix Fanny seinen Handwerkssegen

Als Lea Mendelssohn-Bartholdy überraschend schnell nach einem Schlaganfall stirbt, wächst Fanny über sich hinaus: Sie will ihre Werke drucken lassen und hat auch lukrative Angebote. Endlich stimmt Felix zu. "Mein liebster Fenchel, erst heute komme ich Rabenbruder dazu dir meinen Handwerkssegen zu geben!"

Vier Jahre nach Lea Mendelssohn Bartholdys Tod erscheinen die ersten Werke von Fanny Hensel unter ihrem Namen als Opus 1 im Druck.

Was heute geschah

Unsere Reihe "Was heute geschah" zu bemerkenswerten Ereignissen der Musikgeschichte können Sie auch um 7:40 Uhr, um 13:30 Uhr und um 16:40 Uhr auf BR-KLASSIK im Radio hören. Weitere Folgen zum Nachhören finden Sie hier.

Sendung: "Leporello" am 12. Dezember 2022 ab 06:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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