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Maria Callas an der Scala Durchbruch für die Operndiva

Mailand, 10. Dezember 1953: Maria Callas erobert die Scala. Es war keine Liebe auf den ersten Blick. Daran waren auch einige unkluge Bemerkungen der Diva bei Interviews Schuld. Mit "Medea" aber kam der Durchbruch. Und daran war auch ein berühmter Dirigent beteiligt, der damals noch gar keinen so großen Namen hatte.

Maria Callas an der Scala in Mailand, Sept. 8, 1959 | Bildquelle: picture alliance / AP Images | Erio Piccagliani

Bildquelle: picture alliance / AP Images | Erio Piccagliani

Es war nicht ihr erster Auftritt am damals berühmtesten Opernhaus der Welt. Schon 1950 war sie für die erkrankte Renata Tebaldi als Aida eingesprungen – eine Partie, die sie nicht wirklich schätzte. Und dann fragt ein Mailänder Journalist auch, kaum war sie angekommen, schon nach ihren Eindrücken. Ihre Antwort war in der Zeitung zu lesen und macht sie nicht sofort zum Liebling der Stadt:

Die Scala ist ein großes Theater, aber ich bin kurzsichtig. Deshalb sehen für mich alle Theater ähnlich aus.
Maria Callas

Operndiva erobert Mailand

Der Applaus nach der Aida-Vorstellung war höflich. In den beiden Jahren darauf wurde sie an der Scala als Lady Macbeth, Gioconda und Leonora im "Trovatore" verpflichtet. Und die Mailänder begannen, die Ausnahmesängerin wahrzunehmen, aber noch nicht uneingeschränkt zu schätzen. Für den 10. Dezember 1953 ist mit der Callas in der Titelpartie die Premiere von Luigi Cherubinis "Medea" angesetzt. Als der Dirigent Victor de Sabato wegen einer Arthritis absagen muss, ist die Not groß.

BR-KLASSIK Dossier

Zum 100. Geburtstag von Maria Callas feiert BR-KLASSIK die Diva mit einem umfangreichen Online-Dossier. Darin erinnern wir mit Videos, Hintergrundinfos und Anekdoten an das Leben der Jahrhundertsängerin.

Einspringer Leonard Bernstein

Leonard Bernstein als junger Mann im Jahr 1944. | Bildquelle: picture alliance / Everett Collection Bildquelle: picture alliance / Everett Collection Leonard Bernstein ist gerade auf Konzerttournee in Italien. Doch der zögert. Er ist selber krank, leidet an einer schweren Bronchitis – und lässt sich überreden. Fünf Tage hat er Zeit, um sich "Medea" zu erarbeiten. Ein Werk, das er noch nie dirigiert hat. Während der Proben steigt von der uralten, völlig zerschlissenen Partitur Staub auf, der Bernstein die Tränen in die Augen treibt und ihn pausenlos husten und niesen lässt. Doch die Arbeit mit der Callas, der er sogar ungestraft eine Arie streichen darf, ist ein Traum für ihn.

On stage she is pure electricity. In Medea she is a power station.
Leonard Bernstein über Maria Callas als Medea

Minutenlange Ovationen

Hitzig, pulsierend, elektrisierend auch Bernsteins Dirigat. Da ist sie: die überwältigende Wahrheit des dramatischen Augenblicks. Als kostbares Geschenk zweier Theatermagier ans Publikum. Die Vorstellung wird zum Triumph. Minutenlange Ovationen schon nach der Auftrittsarie. Die Callas hat sich die Scala erobert. Und Leonard Bernstein ist mit einem Schlag auch als Operndirigent weltberühmt.

Was heute geschah

Unsere Reihe "Was heute geschah" zu bemerkenswerten Ereignissen der Musikgeschichte können Sie auch um 7:40 Uhr, um 13:30 Uhr und um 16:40 Uhr auf BR-KLASSIK im Radio hören. Weitere Folgen zum Nachhören finden Sie hier.

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