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Schönberg trinkt mit Webern Brüderschaft Zwei Komponisten werden Freunde

Berlin, 5. März 1912. Arnold Schönberg und Anton Webern sitzen im Restaurant Rheingau und trinken Brüderschaft. Es ist Zeit für das Du. Man kennt sich schließlich seit acht Jahren. Und das Lehrer-Schüler Verhältnis der Anfangsjahre ist längst einer intensiven künstlerischen und menschlichen Nähe gewichen.

Der Komponist Arnold Schönberg. Gemälde von Max Oppenheimer (1909) | Bildquelle: picture-alliance / schroewig

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Dennoch bleibt zwischen den beiden Komponisten eine gewisse Rangordnung bestehen. Schönberg ist der Leitstern, Webern der bedingungslos ergebene Jünger. "Was wir sind, danken wir Schönberg!" – dieser Ausspruch stammt von Webern, der für Schönberg " mir wie immer der Liebste" war.

Schönberg legt Wert auf solides Handwerk

Jetzt trinken sie auf das Jahr 1904, als Guido Adler den begabten Musikwissenschaftsschüler zu Schönberg in den Kompositionsunterricht geschickt hatte. Wie fruchtbar waren die Treffen mit Heinrich Jalowetz, Erwin Stein und Alban Berg im Wohnzimmer des strengen, unkonventionellen Pädagogen gewesen. Vor allem auf das elementare Handwerk hatte Schönberg den größten Wert gelegt. Von ihm stammt die Aussage: "Es ist keine Kunst, glatte Talente glatt sich entwickeln zu lassen. Aber wo Probleme bestehen, diese zu erkennen, ihnen beizukommen: das ist der Lehrer." Und Webern bestätigt ihn: "Schönberg folgt mit höchster Energie den Spuren der Persönlichkeit des Schülers, sucht sie zu vertiefen, ihr zum Durchbruch zu verhelfen."

Von Wien zieht Schönberg nach Berlin

Anton Webern | Bildquelle: picture-alliance/dpa Anton Webern | Bildquelle: picture-alliance/dpa Noch immer liebt Schönberg das Unterrichten. Hier findet er die Anerkennung, die ihm als Komponist bei Presse und Publikum so oft versagt bleibt. Vor allem in Wien, das kein Boden für Novitäten ist. Inzwischen lebt Schönberg in Berlin, wo er eine Dozentur am Stern'schen Konservatorium übernehmen konnte. Doch seine finanziellen Schwierigkeiten sind damit nicht beseitigt. Zudem hat er weniger Privatschüler, auch wenn gerade seine Harmonielehre erschienen ist und er an der Auftragskomposition "Pierrot Lunaire" arbeitet. Aber Webern widmet ihm seine Zeit, er ist dem Meister gefolgt.

Webern genießt die Zeit mit Schönberg

Für ihn plant der Lieblingsschüler eine Unterstützungsaktion, für ihn schreibt er eine Schönberg-Broschüre. Und lebt selbst von Gelegenheitsarbeiten. Bald wird er wieder eine der verhassten Kapellmeisterstellen annehmen müssen. Nur nicht daran denken! Jetzt genießt Webern die Zeit mit Schönberg, dessen Opus 7 er gerade im Konzert hat anhören dürfen – begleitet von Zischen und Beifall. Arnold darf er den Verehrten jetzt nennen. Jahre später wird er über den nur neun Jahre Älteren schreiben: "Freund und Schüler; immer war der eine der andere."

Was Webern hörte: Schönbergs Opus 7

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Arnold Schönberg - String Quartet No. 1 in D minor, Op. 7 | Bildquelle: olla-vogala (via YouTube)

Arnold Schönberg - String Quartet No. 1 in D minor, Op. 7

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