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Felix Mendelssohn Bartholdy "Italienische Symphonie"

Im Jahr 1830 reiste Mendelssohn nach Italien. Inspiriert von den Reiseeindrücken schrieb er seine vierte Symphonie. So entstand das musikalische Kaleidoskop eines Landes, das für den jungen Komponisten damals mehr bedeutete als Sonne, Strand und Meer.

Porträt Felix Mendelssohn-Bartholdy | Bildquelle: picture-alliance/dpa

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Das starke Stück

Mendelssohn - "Italienische Symphonie"

Euphorisch und wie in einem Rausch muss sich Felix Mendelssohn Bartholdy gefühlt haben, als er 1830 zum ersten Mal italienischen Boden betrat. Gleich zu Beginn des Eröffnungssatzes seiner vierten Symphonie zieht er alle Register dieser Begeisterung und reißt den Hörer mitten hinein in einen Strudel temperamentvoller Lebenslust und Heiterkeit. Die repetierenden Holzbläser sind der Pulsschlag in diesem lebendig gewordenen sonnendurchfluteten Gemälde und lassen den ausladenden Violinen grosszügig Raum diese bezaubernde südländische Landschaft bunt und leuchtend einzufärben. Kein Zweifel: Felix Mendelssohn Bartholdy lässt uns hier alle Freiheit der Fantasie.

Dunkle Grautöne neben italienischer Lebenslust

Eine ganz andere Stimmung schlägt uns im zweiten Satz dieser vierten Symphonie entgegen. Waren die aufbrausenden Violinen im Eröffnungssatz kaum zu bändigen, müssen sie sich jetzt einer einfachen, fast simplen Liedstruktur beugen.
Die Bässe im Hintergrund geben dabei unerbittlich fast wie mit erhobenem Zeigefinger den monotonen Ryhtmus an. Werden hier etwa die "Leichensteine" beschrieben, die "verfallenen, maroden Paläste Venedigs", deren düsteren Stimmung sich Mendelssohn nicht entziehen konnte, und die ihn "verstimmt und traurig" gemacht haben - einer der "Wermutstropfen" dieser Reise?

Rückgriff auf Menuett als Schachzug?

In lieblichster römischer Frühlingsluft skizzierte Mendelssohn seine neue A-Dur Sinfonie, die erst bei der Londoner Uraufführung den Namen "Italienische" tragen sollte. Hier ist die neue Kreativität spürbar und auch wieder Mut: denn ein Menuett als dritter Satz war bei Mendelssohn zu diesem Zeitpunkt ein schon quasi ad acta gelegtes "Relikt" seiner Anfängerjahre. Der bewusste Verzicht auf das übliche Scherzo: ein gekonnter Schachzug? Ein bezauberndes luftiges Menuett, ganz nach klassischer Manier lässt nach der gewissen Düsterkeit des zweiten Satzes erst einmal erleichtert aufatmen und ist eben auch die "mildere" Variante, um auf ein rasantes Finale vorzubereiten.

Musikalisches Tagebuch wird Erfolg

Die Italienische Sinfonie wurde bei der Uraufführung am 13. Mai 1833 in London ein voller Erfolg. Die deutsche Erstaufführung fand am 1. November 1849 im Leipziger Gewandhaus unter der Leitung von Julius Rietz statt. Der selbstkritische Mendelssohn und ewige Zweifler hätte seine wahre Freude, wenn er wüsste, dass gerade diese Symphonie, dieses "musikalische Tagebuch" einer "unglaublichen Reise" in den Süden bis heute eines der meistgespielten Werke in den Konzertsälen dieser Welt ist.

Musik-Info

Felix Mendelssohn Bartholdy - Symphonie Nr. 4, A-Dur "Italienische Symphonie"

Deutsche Radiophilharmonie Saarbrücken Kaiserslautern
Christoph Poppen, Leitung
Label: Oehms Classics

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