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Mozart wird Domorganist Vergeudung eines großen Talents?

Salzburg, 17. Januar 1779. Kaum hat Mozart Salzburg verlassen, schon kehrt er an seinen Geburtsort zurück – um Organist zu werden. Die Tätigkeit macht ihm aber überhaupt keinen Spaß. Und sie dauert auch nicht allzu lange ...

'Mozart am Klavier', 1789. Unvollendetes Ölgemälde von Joseph Lange | Bildquelle: picture-alliance/dpa

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Mozart kann es immer noch nicht glauben, jetzt wird er tatsächlich Hoforganist in Salzburg. Er, der doch sowas von "die Nase voll" hatte vom erzbischöflich-salzburgischen Dienst. Immerhin hat man ihn äußert unhöflich vor nicht einmal zwei Jahren aus der Hofkapelle hinauskomplimentiert. Daraufhin ist Mozart nach Paris gereist, hat unterwegs alle möglichen Höfe abgeklappert und Eigenwerbung betrieben in der Hoffnung, dass dabei eine Anstellung herausspringt. Seine Gelegenheitsjobs machen ihn mürbe… Aber auch willig. In einem Brief schreibt er: "Das Stundengeben mattet ab, ist gegen das Genie und Lebensart. Sie wissen, dass ich in der Musik stecke, dass ich den ganzen Tag damit umgehe, dass ich gern spekuliere, studiere, überlege."

Mozart hasst den Salzburger Mief

Nun hält er das Salzburger Dekret in der Hand. Orgel spielen, Komponieren. Das hört sich so schlecht nicht an. Und das Jahresgehalt kann sich auch sehen lassen: 450 Gulden. Geld stinkt bekanntermaßen nicht, erst recht nicht, wenn man, wie Mozart, mal wieder keines hat. Doch der kleinstädtische Salzburger Mief, der widerstrebt ihm. Eigentlich findet Mozart, er vergeudet seine Begabung hinter den Manualen. "Ein Mensch von mittelmäßigem Talent bleibt immer mittelmäßig. Aber ein Mensch mit superieuren Talent, welches ich mir selbst, ohne gottlos zu sein, nicht absprechen kann, wird schlecht, wenn er immer in dem nämlichen Ort bleibt."

Quatsch für Nannerl im Tagebuch

Und es dauert keine drei Monate, da langweilt sich Mozart am "nämlichen Ort" Salzburg entsetzlich. Zur Belustigung kritzelt er seiner Schwester Nannerl allerlei Quatsch ins Tagebuch: "7 Uhr Messe, bei der katherl gewesen, dann nach Haus, mit Papa und Pimperl spazefizieren, mit Stierle und seiner Frau geschwätzt, die sonne ist in einen Sack gekrochen, um 10 hat es geregnet mit angenehmen Gestank. Die Wolken verloren sich, der Mond ließ sich sehen und ein Furtz hören. Gab Hoffnung zum schönen Wetter am morgigen Tag."

Orgelmusik von Mozart

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[Szabó Zsolt] Mozart: Fantasie (Allegro and Andante) for Organ in f, K608 | Bildquelle: tnsnamesoralong (via YouTube)

[Szabó Zsolt] Mozart: Fantasie (Allegro and Andante) for Organ in f, K608

Die "größte Narrheit von Welt"

Nicht mal eineinhalb Jahre erträgt Mozart seinen Posten. Dann legt er sich ein weiteres, ein letztes Mal mit Fürsterzbischof Colloredo an. Und bekommt den legendären Fußtritt, der ihn bis nach Wien katapultiert. Das Revival in Salzburg, das hätte nicht sein müssen, meint Mozart im Nachhinein: "Es war die Größte Narrheit von Welt."

Was heute geschah

Unsere Reihe "Was heute geschah" zu bemerkenswerten Ereignissen der Musikgeschichte können Sie auch um 7:40 Uhr, um 12:30 Uhr und um 16:40 Uhr auf BR-KLASSIK im Radio hören. Weitere Folgen zum Nachhören finden Sie hier.

Sendung: "Allegro" am 17. Januar 2024 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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