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Pianistinnen und Pianisten des 20. Jahrhunderts Die größten Klavierlegenden

Vladimir Horowitz, Alicia de Larrocha, Glenn Gould oder Clara Haskil: Sie alle haben Interpretationsgeschichte geschrieben und dem Publikum unvergessliche Konzerterinnerungen geschenkt. Heute gelten ihre Einspielungen als legendär – und sprühen noch immer vor Lebendigkeit. Zwölf große Pianistinnen und Pianisten des letzten Jahrhunderts stellt BR-KLASSIK in diesem Sommer näher vor.

Vladimir Horowitz in Moskau | Bildquelle: © picture alliance/AP Images

Bildquelle: © picture alliance/AP Images

Annie Fischer

Die Ungarin Annie Fischer war vor allem eine Podiumskünstlerin und brauchte die Anwesenheit des Publikums. Beim Live-Konzertieren aus der Interaktion mit der Musik und ihren Zuhörern empfing sie die Inspiration, die ihren eigenen hohen Ansprüchen genügte. Annie Fischer war Schülerin von Ernst von Dohnányi und damit eine Urenkel-Schülerin Franz Liszts. Ihr Herz schlug vor allem für Mozart, Beethoven, Schubert und Schumann. Die interpretierte sie mit unsentimentaler Vitalität und bei aller temperamentvoller Kraft klassizistisch-schlank. Und doch war ihr strukturbetontes Spiel stets beseelt und voller menschlicher Wärme.

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Annie Fischer plays Beethoven: Sonate in c (Pathétique) full! | Bildquelle: Katalin Sin (via YouTube)

Friedrich Gulda

Er war der größte Beethoven-Interpret in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. In den 50er Jahren machte Gulda mit zyklischen Beethoven-Aufführungen aller Beethoven-Sonaten Furore. Seine absolut schnörkellosen, dabei klanglich ungemein differenzierten Interpretationen waren eine radikale Absage an die romantische Interpreten-Selbstherrlichkeit. Gulda spielte die Klassiker, und sie klangen so brisant und unverbraucht wie eben erst komponiert. Aber er wollte mehr. Mit 16 hatte Gulda zum ersten Mal Jazz gehört. Seitdem war der Jazz nicht mehr aus seinem Leben wegzudenken. Er lernte das Improvisieren, trat mit Jazzern auf, brachte sich Saxophon bei, sang, komponierte, arrangierte – und fühlte sich missverstanden. Die Klassik-Kritiker belächelten ihn. Gulda aber war unbeirrbar. Dass er später kaum noch mit klassischen Stücken auftrat oder diese mit jazzfreier Musik, Blockflöten-Einlagen oder Techno kombinierte, dass er die Legende seines eigenen Todes in die Welt setzte und auch der legendäre Nackt-Auftritt... All das gehört zum Menschen Gulda mit seinem unstillbaren Lebens- und Musikhunger. Legendär aber bleiben seine Interpretationen: Bach, Debussy, Chopin und vor allem Beethoven spielte er streng texttreu und in seinen besten Momenten beflügelt von einer geradezu schamanenhaften Inspiration.

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FRIEDRICH GULDA plays BEETHOVEN - PIANO SONATA OP. 13 "PATHETIQUE" | Bildquelle: 71demy (via YouTube)

Clara Haskil

Clara Haskil gilt als eine der bedeutendsten Pianistinnen des 20. Jahrhunderts, die vor allem als Mozart-Interpretin berühmt wurde. Sie kam 1895 als Tochter sephardischer Juden in Bukarest zur Welt. Ins dortige Konservatorium trat sie bereits als sechsjährige ein, weiter ging die Ausbildung in Wien und schließlich in Paris bei Alfred Cortot. Bereits als Teenager startete sie eine glänzende Karriere, die jedoch alles andere als unbeschwert verlief. Ab 1914 musste sie aufgrund ihrer Skoliose für vier Jahre ein Gips-Korsett tragen, zeitlebens litt sie unter extremem Lampenfieber und der Aufstieg des Nationalsozialismus zwang sie mehrmals zur Flucht im letzten Moment. So kam es, dass sie erst nach dem Zweiten Weltkrieg die Bekanntheit erlangte, die sie verdiente. Sie lebte in Vevey am Genfer See und war ab 1949 Schweizer Staatsbürgerin. Von hier aus unternahm sie ausgedehnte Konzertreisen als Solistin, im Duo mit ihrem Schüler Geza Anda und als Kammermusikpartnerin von Eugène Ysaye, Georges Enesco und Pablo Casals. Am liebsten musizierte sie mit Arthur Grumiaux. Nach einem Konzert in Paris reisten beide nach Brüssel. Nach der Ankunft stürtzte Clara Haskil auf einer Bahnhofstreppe und starb an den Folgen am 7. Dezember 1960 - einen Monat vor ihrem 66. Geburtstag.

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Clara Haskil | Bildquelle: picture alliance / ©AFC/Leemage | ©AFC/Leemage

Clara Haskil plays Mozart's Piano Concerto No. 20 (RIAS-Symphonie, Ferenc Fricsay, cond.)(1954)

Glenn Gould

Er selbst nannte sich gern "einen kanadischen Schriftsteller, Komponisten und Rundfunksprecher, der zufällig in seiner Freizeit Klavier spielt." Die Nachwelt betrachtet Glenn Gould doch eher als eminenten Pianisten, der gleichwohl polarisierte: Sein scharf artikuliertes Spiel, seine analytische Zergliederung der Musik, seine extrem eigenwilligen Tempi - das betrachteten die einen als geniale Freiheit, die anderen lehnten es rundheraus ab. Goulds Aufnahmen konzentrieren sich auf den Barock, die Klassik und die klassische Moderne. Zu den Komponisten der Romantik hatte er ein schwieriges Verhältnis, weil er in den Werken dieser Epoche das strukturelle Element der Musik zu sehr vernachlässigt sah. Den internationalen Durchbruch schaffte Gould 1955 mit seinem USA-Debüt in Washington und New York, das ihm einen Vertrag mit der dortigen Plattenfirma Columbia Masterworks (CBS, später Sony Classical) einbrachte, der er bis an sein Lebensende exklusiv verbunden blieb. Im folgenden knappen Jahrzehnt konzertierte er ausgiebig in Nordamerika, Europa und Israel. 1957 wurde er als erster nordamerikanischer Pianist seit dem Zweiten Weltkrieg von der sowjetischen Regierung eingeladen und feierte in Moskau und Leningrad Triumphe. Dennoch wurde Gould des Konzertierens bald überdrüssig, betrachtete es zunehmend als "circensisches Ritual" zur Befriedigung der "Sensationsgier des Publikums", zu dem er ein fast autistisch gestörtes Verhältnis hatte. Am 10. April 1964 verabschiedete ich der 32-Jährige in Los Angeles von eben diesem Publikum und gab bis zu seinem Tod kein einziges öffentliches Konzert mehr. Fortan entstanden nur noch Studioaufnahmen – nicht wenige mit den typischen Gould-Nebengeräuschen von Mitsingen, Summen und Knarzen, denn er spielte grundstäzlich nur auf einem alten Holzstuhl, dem sein Vater die Füße abgesägt hatte. 1982, nur wenige Tage nach seinem 50. Geburtstag, starb Gould an den Folgen eines Schlaganfalls.

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Glenn Gould - J.S. Bach "Goldberg Variations", 03.06.1964 (OFFICIAL) | Bildquelle: Glenn Gould (via YouTube)

Tatjana Nikolajewa

Tatjana Nikolajewas Name ist unabdingbar mit Johann Sebastian Bach verknüpft. 1950 gewann die russische Pianistin den ersten Leipziger Bach-Wettbewerb. Daraufhin komponierte Jurymitglied Dmitri Schostakowitsch für sie seine 24 Präludien und Fugen, die Nikolajewa mit großem Erfolg zur Uraufführung brachte. "Bachs Werk ist meine Passion", erklärte die Pianistin einmal in einem Interview. Sie hatte aber ohnehin eine Schwäche für komplette Zyklen – ob Bach, Beethoven oder Schostakowitsch.

Bach ist meine Passion.
Tatjana Nikolajewa

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Bach   Toccatas   Nikolayeva (1984) | Bildquelle: Nessuno (via YouTube)

Bach Toccatas Nikolayeva (1984)

Svjatoslav Richter

Kein Pianist hatte einen so eigenwilligen Lebensweg. Svjatoslav Richter begann seine Laufbahn als Klavierbegleiter im Seemannsheim und im Zirkus, als Korrepetitor an der Oper in Odessa und als leidenschaftlicher Klavier-Wagnerianer. Dabei war er ein Spätberufener. Erst mit 22 dachte Richter darüber nach, Pianist zu werden – und überraschte Heinrich Neuhaus, als er sich am Moskauer Konservatorium vorspielte. Swjatoslaw Richter hatte ein phänomenales Gedächtnis: Prosa und Noten, die er einmal las, vergaß er nicht mehr. In den 1970er-Jahren, als er weltweit alle großen Konzertsäle füllte, verzweifelte er an der Überfülle seines Gehirns und wurde depressiv. Außerdem litt er unter akustischen Halluzinationen. Entmutigt durch den Kräfteverschleiß seiner vielen Konzerte trat er immer seltener öffentlich auf.

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DER PIANIST SVIATOSLAV RICHTER SPIELT ZWEI PAGANINI-ETÜDEN VON ROBERT SCHUMANN | Bildquelle: berlinzerberus (via YouTube)

DER PIANIST SVIATOSLAV RICHTER SPIELT ZWEI PAGANINI-ETÜDEN VON ROBERT SCHUMANN

Sendereihe auf BR-KLASSIK

Vom 5. August bis 10. September 2023 stellt BR-KLASSIK jeweils samstags und sonntags um 17.05 Uhr eine Pianistenpersönlichkeit näher vor.

5.8.: Annie Fischer
6.8.: Friedrich Gulda
12.8.: Clara Haskil
13.8.: Glenn Gould
19.8.: Tatjana Nikolajewa
20.8.: Svjatoslav Richter
26.8.: Alicia de Larrocha  
27.8.: Vladimir Horowitz  
2.9.: Monique de la Bruchollerie
3.9.: Arturo Benedetti Michelangeli  
9.9.: Dinu Lipatti  
10.9.: Artur Rubinstein  

Alicia de Larrocha

Sie war nur 1,46 Meter groß. Und große Intervalle waren für die Spannweite ihrer Hände problematisch. Trotzdem wurde sie zur bedeutendsten spanischen Pianistin des 20 Jahrhunderts: Alicia de Larrocha – "klein von Statur, aber mächtig in ihrer Ausstrahlung" – wurde stets für ihr nuanciertes, klangfarbenreiches und temperamentvolles Spiel gepriesen. Über ihre Tante war sie Enkelschülerin von Enrique Granados, dem Begründer der spanischen Klavierschule. Und so verstand sie sich ähnlich wie die gleichaltrige katalanische Sopranistin Victoria de los Angeles auch als musikalische Botschafterin ihres Landes. Obwohl ihr Repertoire quer durch die Klavierliteratur ging und von Bach über Mozart und Beethoven bis hin zu Ravel reichte, galt sie als "Grande Dame" des spanischen Klavierspiels. Im Mai 1923 in Barcelona geboren, starb sie 2009 im Alter von 86 Jahren.

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Alicia de Larrocha plays Albéniz - El Puerto & El Albaicín (1984 Live) | Bildquelle: Fans of Alicia de Larrocha (via YouTube)

Alicia de Larrocha plays Albéniz - El Puerto & El Albaicín (1984 Live)

Vladimir Horowitz

Seit Beginn seiner Karriere in den frühen 1920er Jahren hat Vladimir Horowitz die Muskwelt in Atem gehalten. Kaum ein Pianist faszinierte und polarisierte mehr als der 1903 Berditschew bei Kiew geborene russisch Pianist. Während seine Verehrer nächtelang vor Konzerthäusern campierten, um an die begehrten Tickets zu kommen, echauffierten sich andere über seine Manierismen, seine allzu verblüffende Virtuosität und sein exzentrisches Verhalten. So reiste Horowitz nur mit eigenem Konzertflügel samt Stimmer sowie privatem Koch und sagte Konzerte oft in letzter Minute ab, was seine Auftritte aber nur umso begehrter machte. Nach ersten großen Erfolgen in Europa gab Horowitz 1928 sein USA-Debüt mit den New Yorker Philharmonikern. In den folgenden Jahren gründete er seinen Ruhm vornehmlich auf solistische Auftritte mit den großen Orchestern Amerikas. Die Bekanntschaft mit dem Dirigenten Arturo Toscanini und seine Heirat mit dessen Tochter Wanda 1933 veranlassten Horowitz, für immer in Amerika zu bleiben. Der Druck des internationalen Konzertlebens lastete jedoch so schwer auf ihm, dass er mehrmals eine Auftrittspause einlegte – einmal sogar für 12 Jahre: "Man ist schießlich nicht auf der Welt, um Oktaven zu spielen" soll er gesagt haben. Doch er kehrte immer wieder gereift auf die Bühne zurück.

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Der Piansit Vladimir Horowitz. Forografie aus dem Jahr 1968 | Bildquelle: picture alliance / Courtesy Everett Collection

INTERMEZZO XXI - VLADIMIR HOROWITZ PLAYS LISZT

Monique de la Bruchollerie

Sie galt als klassisches Wunderkind: Monique de la Bruchollerie gewann früh internationale Wettbewerbe und gab mit 17 Jahren ihr Debüt als Konzertpianistin. Während des ersten Weltkriegs wurde sie 1915 in eine Musikerfamilie hinein geboren, studierte am Konservatorium ihrer Heimatstadt Paris und spielte später unter Herbert von Karajan, Eugen Jochum oder Sergiu Celibidache. Heute ist ihr Name nur noch einigen Klavierfans bekannt. Das mag an den wenigen Schallplattenaufnahmen liegen, die sie hinterlassen hat, aber auch am abrupten Karriereende. 1966 konnte sie nach einem schweren Autounfall nicht mehr Konzertieren, unterrichtete aber noch und starb im Alter von 57 Jahren, querschnittsgelähmt und an den Rollstuhl gefesselt.

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Monique de la Bruchollerie | Bildquelle: picture-alliance / PAP | PAP

Monique de la Bruchollerie, Chopin - final de la sonate n° 3

Arturo Benedetti Michelangeli

Dass Musik aus der Stille kommt – dies hat kein Pianist so anschaulich verkörpert wie er: Arturo Benedetti Michelangeli. Niemand sonst strahlte am Klavier eine so noble Ruhe aus wie der Italiener: der aufrechte Sitz, die strenge Miene, nur ab und an belebt durch das Zucken der Augenbrauen, das Beben der Mundwinkel. Als wäre er peinlich darauf bedacht, ja nichts zu verschwenden; all seine Expressivität in die Fingerkuppen fließen zu lassen. Und in den Klang. Ökonomisch, könnte man das nennen. Treffender wäre: magisch. Denn so streng und nüchtern sein Spiel aussah, so farbig, federleicht, phantasievoll hörte es sich an. Er war ein skrupulöser Perfektionist, der sein begrenztes Repertoire unermüdlich weiter verfeinerte: Scarlatti, Beethoven, Schubert, Ravel, Debussy und Chopin, dessen legere Melodienseligkeit auf den ersten Blick gar nicht zu Michelangelis unbedingtem, streng diszipliniertem Spiel zu passen scheint. .

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Der Pianist Arturo Benedetti Michelangeli | Bildquelle: picture-alliance / Leemage

Arturo Benedetti Michelangeli - Ravel Piano Concerto

Dinu Lipatti

Als Kultaufnahme gilt eigentlich jede der wenigen Schallplattenproduktionen des legendären rumänischen Pianisten und Komponisten, dem die Aura des Frühvollendeten anhaftete. In seiner Jugend verlüffte Dinu Lipatti durch eine bis heute kaum übertroffene Virtuosität, später wurden besonders die Transparenz und Spiritualität seines Spiels gepriesen. Alfred Cortot bezeichnete Lipattis Kunst schlicht als "Perfektion", für Yehudi Menuhin war sie "die Manifetation der geistigen Welt", für Klassik-Produzent Walter Legge "das von Gott erwählte Instrument". Frederic Chopin stand stets im Zentrum seines Repertoires: Nie habe ein Interpret "die Vereinigung von Freiheit ud Disziplin, zwischen Poesie und majestätischer, transzendenter Virtuosität" in dieser Musik besser verwirklicht als Dinu Lipatti, schrieb ein französischer Musikwissenschaftler.

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Pianist Dinu Lipatti | Bildquelle: © Michel Meusy

Dinu Lipatti plays Chopin Sonata No. 3 in B Minor Op. 58

Artur Rubinstein

Es war eine der längsten und legendärsten Pianistenkarrieren der Musikgeschichte: Artur Rubinstein trat im Alter von sieben Jahren in Berlin erstmals öffentlich auf und verabschiedete sich 89-jährig von seinem Publikum in der Londoner Wigmore Hall – halbblind zwar, doch "wo die Tasten liegen", beruhigte er die Kritiker, das habe er sich inwischen gemerkt! Kein Wunder, nach rund 6.000 Konzertauftritten und Einspielungen, die in der "Complete Album Collection" 144 CDs einnehmen. Das 1887 im polnischen Lodz geborene Wunderkind wurde vom großen deutschen Geiger Joseph Joachim gefördert und startete rasend schnell eine glanzvolle Weltkarriere. Vielleicht zu schnell, denn da Rubinstein über ein überragendes Talent und ein phänomenales Gedächtnis verfügte, hielt er allzuviel grüblerische Überei für überflüssig. Das kam seinem Naturell als Bonvivant und Salonlöwe zugute, der das Leben auch außerhalb des Konzertsaals in vollen Zügen genoss. Kritikerpapst Joachim Kaiser charakterisierte diese Phase im Künstlerleben Rubinsteins als "Versacken in talentiertem Übermut" und Thomas Mann fasste mit der Bezeichnung als "glückhafter Virtuose" den damaligen Ruf des Pianisten treffend zusammen: effektvoll bravourös, aber ohne wirklichen Tiefgang! Das änderte sich erst, als Rubinstein zutiefst beeindruckt den 15 Jahre jüngeren Vladimir Horowitz erlebte: "Da ballte ich die Fäuste", schrieb er in seinen Memoiren, "öffnete sie wieder und fing an hart zu arbeiten". Rubinstein zog sich für zwei Jahre in dörfliche Einsamkeit zurück und fing noch mal von vorne an: Er revidierte Werkauffassung und Technik, übte mit Akribie und Leidenschaft. 1937 hatte er seinen Klang gefunden und brach zu seinen wahren Triumphen in die USA auf. Aus dem Lebenskünstler war ein Musikgenie geworden. Als Resumée von Rubinstens Kunst schrieb Joachim Kaiser: "Wunderbar, erstaunlich, unbegreiflich aber mutet nicht bloß die technische Klarheit seines Spiels an, die rührende, in langsamen Sätzen herzbewegende Erlauchtheit seiner Phrasierung, das stürmische Temperament seiner Ausbrüche. Das alles wiegt viel, will erobern, bewahren und lebendig gehalten sein".

Wir sind Persönlichkeiten. Wenn man die Ehre hat, Künstler genannt zu werden, braucht man einfach eine Personalität, die nicht mit anderen zu vergleichen ist.
Artur Rubinstein

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Artur Rubinstein | Bildquelle: picture alliance/United Archives | United Archives / kpa

Arthur Rubinstein - Chopin - Piano Concerto No 2 in F minor, Op 21

Kommentare (2)

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Donnerstag, 03.August, 15:10 Uhr

Eberhard Schneider

Auswahl der Pianistinnen und Pianisten

Für mich unbegreiflich: Einer der größten Pianisten des 20. Jahrhunderts fehlt in der Liste: RUDOLF SERKIN
Über ihn sagte Horowitz:"Wenn ich nicht Horowitz wäre, gäbe es nur einen, der ich sein möchte: Rudolf Serkin"

Donnerstag, 03.August, 11:57 Uhr

Helga Berger

Danke!

Wenn ich die Namen dieser Pianisten lese, geht mir das Herz auf ... viele habe in Konzerten erlebt und unvergeßliche Interpretationen gehört. Das waren noch Könner und nicht so Schaumschläger wie viele Pianisten heute. Schade, daß diese Größen nur noch so selten bei Ihnen im Programm zu hören sind.

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